Die katholische Kirche in Deutschland will ihren sogenannten synodalen Weg bis ins Jahr 2023 verlängern. Auf der zweiten Synodalversammlung von Bischöfen und Laienvertretern in Frankfurt am Main startete das Präsidium des synodalen Wegs am Samstag einen entsprechenden Vorstoß, der nun von den zuständigen Gremien abgesegnet werden soll. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erhofft sich von einer Verlängerung einen größeren Einfluss auf den synodalen Weg der Weltkirche.
Mit dem synodalen Weg will die katholische Kirche durch den Missbrauchsskandal verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. In verschiedenen Foren diskutieren Laien und Bischöfe mögliche Reformen etwa zur katholischen Sexualmoral, zur Rolle der Frau in der katholischen Kirche und zur Rolle von Priestern. Der deutsche synodale Weg soll am Ende eigene Beschlüsse bringen - für die Weltkirche sind diese aber nicht bindend.
Bätzing sagte, die vorgeschlagene Verlängerung um ein Jahr ins Jahr 2023 hätte den angenehmen Nebeneffekt, dass der deutsche synodale Weg dann wenige Monate vor dem synodalen Weg der Weltkirche ende - diesen will Papst Franziskus am 10. Oktober eröffnen. Wenn die deutsche katholische Kirche im Frühjahr 2023 ihren synodalen Weg abschließe, sei gerade die Vorbereitungsphase der Weltsynode, die im Herbst 2023 stattfinden soll.
"Ich glaube, das ist eine noch größere Chance, dort Gehör zu finden", sagte Bätzing. Schon jetzt genieße das Vorgehen der deutschen katholischen Kirche international große Aufmerksamkeit und Zustimmung. Die zusätzliche Zeit könne Gelegenheit geben, mit internationalen Partnern tiefer ins Gespräch zu kommen.
In Frankfurt am Main berieten 214 Synodale, darunter Bischöfe und Laien aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Es war die zweite Vollversammlung des Diskussionsforums - im als sicher anzunehmenden Fall einer Verlängerung wird es insgesamt fünf Vollversammlungen geben. Am Ende sollen eine Reihe an Beschlusspapieren verabschiedet werden, um deren genauen Inhalt aber noch gerungen wird.
Auf der zweiten Vollversammlung verabschiedeten die Synodalen insgesamt 13 Texte mit Reformvorschlägen mit jeweils deutlicher Mehrheit in erster Lesung. Bätzing sagte, die dreitägige Synodalversammlung sei "unter einer hohen emotionalen Anspannung" gestartet wegen der umstrittenen Entscheidungen von Papst Franziskus, den Hamburger Erzbischof Stefan Heße und den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im Amt zu belassen.
Der scheidende ZdK-Präsident Thomas Sternberg als Laienvertreter lobte das ernsthafte Bemühen in dem innerkirchlich besonders bei Konservativen umstrittenen synodalen Weg. "Hier sitzen Menschen, die Reformen in der Kirche wollen", sagte Sternberg. Der Eindruck, konservative Bischöfe säßen aufmüpfigen Laien in den Beratungen gegenüber, sei falsch. Es gebe "eine ganz große Mehrheit von Persönlichkeiten, die Veränderungen in der Kirche wollen".
Allerdings gab es auch vereinzelte Unstimmigkeiten. Da ein Teil der Synodalen am Samstag vorzeitig abgereist war, musste Bätzing die Versammlung abrupt beenden. Es bestand keine Beschlussfähigkeit mehr. Außerdem hatte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer Kritik an Betroffenenvertretern von Missbrauchsopfern geäußert, was unter diesen große Empörung auslöste. Bätzing sagte, es habe "sprachliche Zuspitzungen" gegeben, "die haben auch verletzt". Er forderte Voderholzer auf, sensibel mit der Sprache umzugehen.
Bätzing widersprach zugleich einem Medienbericht, bei der inhaltlichen Arbeit der Synodalen sei über die Abschaffung des Priesteramts abgestimmt worden. "Bei dem Antrag ging es beileibe nicht um die Abschaffung des Priesteramtes, denn es kann keine katholische Kirche ohne Priester geben." Vielmehr solle der priesterliche Dienst gestärkt werden, sagte Bätzing. "Kein Mensch kann sagen, die deutsche Kirche ginge daran, das Priesteramt abzuschaffen. Das ist nicht wahr."
by Fabian Sommer