“Tatort: Falscher Hase”
Mit Schlachtplänen ist das so eine Sache. Sie überstehen meist den ersten Feindkontakt nicht, heißt es. Diese Erfahrung macht auch Katharina Marie Schuberts (42) Figur Biggi Lohmann im neuen “Tatort: Falscher Hase” aus Frankfurt. Als sie mit ihrem Ehemann einen Raubüberfall auf die gemeinsame Solartechnik-Firma inszeniert, platzt plötzlich der Wachmann dazwischen – und wird von Biggi eiskalt mit einem Schuss in die Stirn dahingemordet.
Das ist der Ausgangspunkt für die Liebesgeschichte, die der Frankfurt-“Tatort” erzählen will und in der vor allem Schubert mit ihrer schauspielerischen Leistung überzeugen kann. Ihre Figur schwingt den Film über hin und her zwischen kaltblütiger Mörderin, liebevoller Ehefrau mit Vorliebe für deftige Hackbratenvariationen und verzweifelter Versicherungsbetrügerin. Immer scheint Biggi Lohmann kurz vor dem Ziel zu sein – nur um dann an einem neuen Hindernis fatal zu scheitern.
Die Bandbreite von Emotionen, die eine solche Rolle erfordert, bringt Schubert zu jedem Zeitpunkt in “Falscher Hase” fantastisch an die Zuschauer. Wir sehen sie in Tränen aufgelöst über ihrem ersten Opfer stehen. Wir fühlen mit ihr den Zorn über die Versicherungsgesellschaft, die den Schaden wegen eines vor Jahrzehnten nicht gemeldeten Einbruchsdeliktes nicht erstatten mag.
Und als die scharf-schießende Ehefrau am Höhepunkt des Films, da hat sie gerade ihre Opfer Nummer zwei und drei erschossen, die schweren Tanks mit seltenen Erden nicht aus dem Lieferwagen wuchten kann – da mag man fast mit ihr die Verzweiflung und den Frust in den kalten Novembertag brüllen.
Wenn sie dann, ganz am Ende von “Falscher Hase”, ihrem geliebten Ehemann Hayo Lohmann (Peter Trabner, 50) unter Tränen gesteht, “Ich hab was ganz Schlimmes gemacht”, fühlt man dank Schuberts Leistungen fast so etwas wie Mitleid mit dieser Dreifachmörderin, die am Ende aus einem der niedrigsten Motive überhaupt gemordet hat: Geld.
Ganz klar ist es der Verdienst von Schubert, das “Falscher Hase” nicht gänzlich in der Belanglosigkeit dahindümpelt. Denn die mit Figuren überfrachtete, bisweilen nicht ganz nachvollziehbare Geschichte des Films überzeugt nur mittelmäßig. Schubert hingegen brilliert in ihrer Rolle derart, dass es das Einschalten lohnt.
Die ausgebildete Theater- und Filmschauspielerin ist kein unbeschriebenes “Tatort”-Blatt. Im Jahr 2018 spielte sie mit “Tatort: Anne und der Tod” und “Tatort: Die harte Kern” in zwei der beliebten Krimi-Episoden mit. Mehrere Auszeichnungen bezeugen das schauspielerische Talent der 42-Jährigen. 2018 wurde sie für “Zuckersand” mit dem Grimme-Preis nominiert, 2015 bekam sie für “Ein Geschenk der Götter” den Bayerischen Filmpreis als beste Darstellerin.
(pcl/spot)