Die erste Lieferung des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca nach Deutschland hat am Wochenende die Diskussion um die Reihenfolge bei den Corona-Impfungen angefacht. Bundesbildungsministern Anja Karliczek (CDU) sprach sich für eine frühere Impfung von Lehrern und Erziehern aus. Derweil forderte der Mainzer Hersteller Biontech die Politik auf, sich finanziell für den Ausbau der Produktion von Impfstoffen zu engagieren.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Freitag die wegen des Astrazeneca-Impfstoffs überarbeitete Impfverordnung für Montag angekündigt. Karliczek verwies in den Zeitungen der Funke Mediengruppe darauf, dass der Impfstoff von Astrazeneca von der Ständigen Impfkommission nur für Menschen unter 65 Jahren empfohlen wird. Daher könne er "schon bald für Lehrerinnen und Lehrern und Erzieherinnen und Erzieher angeboten werden".
Beide Berufsgruppen nähmen eine ganz wichtige Aufgabe für die Gesellschaft wahr, sagte Karliczek. Eine rasche Impfungen von Lehrern und Erziehern würde "auch bei der Normalisierung des Schul- und Kitabetriebs helfen".
Spahn hatte in einem Schreiben an die Länder empfohlen, bei der Verabreichung des Impfstoffs von Astrazeneca von der bisherigen Praxis abzuweichen, für alle Erstgeimpften eine zweite Dosis zurückzuhalten. Damit könnten mehr Menschen schneller geimpft werden - im Februar können 1,7 Millionen Menschen eine Astrazeneca-Impfung bekommen.
Die erste Lieferung des Corona-Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca für Deutschland traf derweil in Deutschland ein. Die Lieferung an die Bundesländer erfolge über die Werke von Astrazeneca in Belgien und über den Bundeswehrstandort in Quakenbrück, teilte das Gesundheitsministerium in Berlin am Samstag auf AFP-Anfrage mit.
Bislang sind hierzulande drei Impfstoffe gegen das Coronavirus zugelassen - von Astrazeneca, Biontech/Pfizer sowie von Moderna. Insgesamt wurden laut Gesundheitsministerium bislang rund 3,1 Millionen Impfdosen gespritzt: 2,2 Millionen Menschen erhielten die Erstimpfung, 900.000 auch schon die Zweitimpfung. Erstgeimpft sind laut Gesundheitsministerium damit 2,7 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Zur Biontech-Forderung nach staatlichen Investitionen zum Ausbau von Impfstoffproduktion sagte der Geschäftsführer und -Finanzvorstand des Unternehmens, Sierck Poetting, im "Wir": "Im vergangenen Jahr hätte uns mehr Geld nicht geholfen, weil wir den Produktionsprozess im großen Maßstab erst sicher aufstellen mussten." "Jetzt aber würde Geld helfen", fügte er hinzu.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte dazu auf Twitter, Biontech habe beim Impfgipfel am 1. Februar einen möglichen Finanzbedarf von bis zu 400 Millionen Euro für die Reservierung von Kapazitäten und Rohstoffen bis in das nächste Jahr hinein dargelegt. "Wir sind im Austausch mit dem Unternehmen, um dies weiter zu konkretisieren." Darüber spreche die Regierung auch mit anderen Impfstoff-Herstellern.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) mit Blick auf die Impfstoffproduktion, er spreche mit Unternehmen und frage, an welchen Stellen mit öffentlichen Mitteln privatwirtschaftliche Entscheidungen erleichtert werden können. "Unternehmen bauen keine Produktionskapazitäten auf, wenn sie nicht wissen, wie lange die gebraucht werden."
"Wenn eine Firma diese Sorge hat, soll sie das klipp und klar sagen und wir lösen das Problem", kündigte der Finanzminister an. "Am Geld wird die schnellere Beschaffung von Impfstoff jedenfalls nicht scheitern."
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sicherte derweil zu, dass es keine Impfverzögerungen wegen fehlenden medizinischen Zubehörs geben wird. "Jede Dose Impfstoff wird verimpft werden können", sagte Altmaier der "Bild am Sonntag". Der Minister will demnach mögliche Engpässe gemeinsam mit dem Verband der Chemischen Industrie verhindern.
by Mark Felix