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Kanadische Armee für Kampf gegen Waldbrände im Westen mobilisiert

Mehr als 150 Großfeuer in British Columbia - Flammenmeere auch in Kalifornien

Die Hitzewelle im Westen Kanadas wird inzwischen von mehr als 150 Waldbränden begleitet. Im Kampf gegen die Feuer in der Provinz British Columbia wurde nun auch die Armee mobilisiert, wie Verteidigungsminister Harjit Sajjan am Freitag (Ortszeit) Mitteilte. Die Soldaten bereiteten Militärflugzeuge zur Evakuierung von Städten und Eindämmung der Brände vor. Auch im Norden des US-Bundesstaats Kalifornien kämpften Feuerwehrleute gegen große Waldbrände an.

In Kanada tagte wegen der Brände am Freitag der Krisenstab der Regierung unter Leitung von Premierminister Justin Trudeau. "Wir werden da sein, um zu helfen", versicherte der Regierungschef anschließend. Trudeau sprach sich dazu nach eigenen Angaben mit dem Regierungschef von British Columbia, John Horgan, sowie mit Bürgermeistern und Anführern von Ureinwohnern in den bedrohten Gebieten ab.

Nach Angaben der Behörden wüteten in British Columbia am Freitag 152 Waldbrände. 89 davon waren in den vergangenen zwei Tagen ausgebrochen. Die meisten Brände wurden durch Blitzeinschläge ausgelöst. Besonders stark betroffen war die Gegend um die Stadt Kamloops, 350 Kilometer nordöstlich der von Metropole Vancouver. In verschiedene Orte würden Soldaten entsandt, um bei Bedarf logistische Hilfe zu leisten und die örtlichen Einsatzkräfte zu unterstützen, kündigte Verteidigungsminister Sajjan an.

Die am Pazifik gelegene Provinz British Columbia leidet seit Tagen unter extremer Hitze und Trockenheit. "Diese Waldbrände zeigen, dass wir in der ersten Phase eines langen und schwierigen Sommers sind", erklärte der kanadische Minister für öffentliche Sicherheit, Bill Blair. In ganz British Columbia herrsche extreme Brandgefahr, warnte Provinzregierungschef Horgan. Er appellierte deshalb an die Einwohner, die Anweisungen der Behörden zu befolgen.

Etwa tausend Menschen flohen in British Columbia bereits vor den Flammen, einige von ihnen wurden vermisst. Die Ortschaft Lytton rund 250 Kilometer nordöstlich von Vancouver war in der Nacht zum Donnerstag evakuiert worden, als sich dort ein Feuer rasend schnell ausbreitete. Der Ort wurde nahezu völlig zerstört.

Zuvor war in Lytton ein landesweiter Allzeit-Temperaturrekord von 49,6 Grad Celsius gemessen worden. Die Hitzewarnung wurde inzwischen auch auf die Provinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba, Teile der Nordwest-Territorien und das nördliche Ontario ausgeweitet.

Die Gerichtsmedizin von British Columbia teilte am Freitag mit, dass es dort innerhalb einer Woche 719 Todesfälle gegeben habe, "dreimal mehr" als in einem vergleichbaren Zeitraum. Die leitende Gerichtsmedizinerin der Provinz, Lisa Lapointe, machte dafür unter anderem die hohen Temperaturen verantwortlich. Die Behörden warnten indessen auch vor Überschwemmungen durch schmelzende Schneekappen in den Bergen oder Gletscher - ausgelöst durch die extreme Hitze.

Weiter südlich, in den US-Bundesstaaten Washington und Oregon, herrschten ebenfalls rekordverdächtige Temperaturen. In Nordkalifornien waren am Freitag hunderte Feuerwehrleute im Einsatz, um drei Waldbrände einzudämmen. Durch die Feuer wurden bereits fast 40.000 Hektar abgebrannt, darunter auch ein beliebtes Touristengebiet.

Die extrem hohen Temperaturen werden durch das Phänomen der "Hitzekuppel" ausgelöst. Das heißt, der Hochdruck in der Atmosphäre hält die heiße Luft in der Region fest.

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