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Joschka Fischer prophezeit Deutschland: "Wir werden eine neue Weltordnung erleben"

Wie steht Europa da? Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer erklärt im "heute journal“, warum Europa es nicht schafft, sich stärker von den USA zu lösen und welche Entwicklungen in der Weltordnung er erwartet - erschreckende Aussagend von Fischer: "Die neue Weltordnung kommt!" - hier, was Fischer prophezeit:

Joschka Fischer mit offener und düsterer Prognose

Am Freitag trifft US-Präsident Joe Biden in Berlin auf Kanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, nachdem sein ursprünglich geplanter Staatsbesuch aufgrund des Hurrikans "Milton" abgesagt wurde. Allerdings wird das geplante Treffen in Ramstein zur Ukraine-Unterstützung nicht nachgeholt. Im Gespräch mit dem "ZDF heute journal“ erläutert Joschka Fischer, warum der Gipfel von 50 Staaten ohne Bidens Teilnahme abgesagt wurde. Laut dem ehemaligen Außenminister könne man das wirtschaftliche und militärische Potenzial der USA "nicht einfach ersetzen“. In Europa sei dieses Potenzial schlichtweg nicht vorhanden, und es fehle auch an der politischen Entschlossenheit. Fischer betont: "Es bringt nichts, in Interviews so zu tun, als wäre es anders.“ Dann legt Fischer erst richtig los:

Fischer bezieht Stellung zu verschiedenen Themen

Fischer teilt im Interview seine Sicht auf die entscheidenden Herausforderungen, denen Europa gegenübersteht, einschließlich der Formierung einer neuen Weltordnung und der Rolle Deutschlands auf der internationalen Bühne, insbesondere in Bezug auf die Solidarität mit Israel. Fischer über die Frage, ob Europa zu naiv oder träge ist, sich von den USA unabhängiger zu machen: "Ich glaube, es trifft beides nicht zu. Seien Sie realistisch, Herr Sievers. Die USA sind eine Supermacht, die momentan die einzige ihrer Art ist.“ Fischer verweist auf China, das auf dem Weg sei, eine Supermacht zu werden, während Europa in dieser Hinsicht weit zurückliege. "Wir operieren in einer anderen Größenordnung, mit einer anderen Geschichte. Europa ist kein monolithischer Block, sondern ein Verbund aus 20 Mitgliedsstaaten mit sehr unterschiedlichen Interessen.“ Daher könne man sich nicht mit den USA vergleichen, so Fischer. Selbst unter optimalen Bedingungen sei es unrealistisch, dass Europa diese Rolle übernehmen könne.

Zu den zukünftigen Herausforderungen für Europa:

Grundsätzlich zeigt sich Fischer optimistisch. "Seit es Menschen gibt, gibt es Probleme und düstere Prognosen. Doch die Welt wird sich weiterentwickeln, und wir werden eine neue Weltordnung erleben.“ Er sei allerdings skeptisch, ob diese eine bessere sein werde, doch eine Veränderung sei sicher. Fischer erwartet eine wachsende Bedeutung des globalen Südens, was ihm jedoch keine Sorgen bereite. Entscheidend werde sein, ob der Westen politisch und kulturell geschlossen bleibt. Sollte dies der Fall sein, mache er sich weniger Sorgen um die Zukunft.

Zur deutschen Außenpolitik und Deutschlands Rolle auf der internationalen Bühne:

Fischer betont, dass Deutschlands Außenpolitik stark von der eigenen Geschichte geprägt sei. "Unsere Solidarität mit Israel ist unverbrüchlich,“ betont er. Diese beziehe sich auf den Staat Israel und nicht auf jede politische Entscheidung. Besonders seit dem 7. Oktober habe diese Solidarität an Bedeutung gewonnen. "Unsere grundlegende Haltung und unser Verhältnis zu Israel werden sich nicht ändern. Und das ist auch gut so,“ schließt Fischer ab.