Von Monty Python bis Q
Er beschimpft König Arthur einst als “verkackter, englischer Frischbiertrinker”, hat bei der Steinigung eines Ungläubigen mit Weibsvolk hinter falschen Bärten zu kämpfen, stattet James Bond mit allerhand raffiniertem Agenten-Firlefanz aus und hält die vielleicht rührendste und zeitgleich lustigste Grabrede in der Geschichte der Menschheit. John Cleese ist ein besonderer Mann. Ein besonders lustiger, besonders kluger Mann. Am 27. Oktober wird er 80 Jahre alt. Das muss man über den Briten wissen.
Es passt einfach, dass ein Mann zum weltberühmten Komiker wird, dessen Familie ursprünglich den Namen Cheese trug – jener gezwungene Ausruf bei unzähligen, unerträglichen Gruppenfotos rund um den Globus, der für ein authentisches Lachen auf dem Bild sorgen soll. Erst als sein Vater Reginald Francis Cheese 1915 in die Armee eintritt, ändert er seinen Nachnamen in Cleese.
Dass er mit 13 Jahren schon beinahe zwei Meter groß ist, hilft dem jungen John Cleese auch nicht unbedingt. Dank der vielen Witze auf Kosten des langen Lulatsches schafft er sich jedoch ein dickes Comedy-Fell an – und eine gefürchtete verbale Schlagfertigkeit.
Einerseits studiert Cleese Jura in Cambridge und macht darin auch einen Abschluss, andererseits treibt er sein Faible für Comedy und Klamauk stets voran. Über diverse Anstellungen, unter anderem bei der BBC, lernt er Graham Chapman, Eric Idle, Terry Jones, Terry Gilliam und Michael Palin kennen und gründet mit ihnen schließlich die legendäre Truppe Monty Python. Mit ihrem “Flying Circus” sollen sie gemeinsam fünf Jahre lang (1969-1974) britische TV-Geschichte schreiben, von erfolgreichen Kinofilmen ganz zu schweigen.
Ob “Ritter der Kokosnuss”, “Das Leben des Brian” oder “Der Sinn des Lebens” – jeder Monty-Python-Film verbindet überbordenden Klamauk und geistreiche Elemente mit noch mehr himmelschreienden Klamauk: “Ich spuck’ dir ins Auge und blende dich!”
Weitaus unbekannter als das Zitat des arm- und beinlosen schwarzen Ritters aus “Ritter der Kokosnuss” ist ein anderer Fakt: Cleese schreibt mit Robin Skynner, einem Pionier in der Psychotherapie, zwei höchst erfolgreiche Psychologie-Bücher, “Families And How To Survive Them” sowie “Life and How to Survive It”. Ernst und Humor gehen bei Cleese stets Hand in Hand.
Nirgends kommt das klarer zum Vorschein als im Jahr 1989, als sein Python-Kollege und bester Freund, Graham Chapman, an den Folgen einer Krebserkrankung mit nur 48 Jahren stirbt. Cleese hält die Grabrede und versetzt die Trauergemeinde nach anfänglich rührenden Abschiedsworten in schallendes Gelächter.
“Endlich sind wir ihn los, diesen schmarotzenden Bastard, ich hoffe du brennst in der Hölle”, giftet Cleese unvermittelt gegen seinen toten Freund und fängt damit Chapmans Sinn für Humor perfekt ein. “Der Grund, warum ich das sage, ist, weil ich weiß, dass er es mir nie verzeihen würde, wenn ich es nicht täte. Wenn ich diese glorreiche Gelegenheit hätte verstreichen lassen, euch alle in seinem Namen zu schockieren.” Am Ende seiner Ansprache wischt er sich wie alle Anwesenden Tränen aus den Augen – halb vom Weinen, halb vom Lachen.
Wem Monty Python so gar nichts sagt, der kennt Cleese am ehesten aus Filmen wie “Ein Fisch namens Wanda” oder zwei von Pierce Brosnans Einsätzen als James Bond. Allerdings gereicht es für Cleese nur in einem davon zum Namen Q, jenem Genie, das 007 mit seinen tödlichen Gadgets ausrüstet. In “Die Welt ist nicht genug” muss er sich noch mit der Rolle als Assistent des wohl einzig waren Qs begnügen, Desmond Llewelyn. Nur in “Stirb an einem anderen Tag” wird Cleese selbst als Q bezeichnet.
Während Cleeses Humor typisch britisch ist, haben es ihm in der Liebe übrigens stets die US-Damen angetan. Ehefrauen Nummer eins und zwei sind die beiden US-Schauspielerinnen Connie Booth und Barbara Trentham. Die dritte Ehe geht er mit der US-Psychotherapeutin Alyce Faye Eichelberger ein und seine aktuelle Frau, Jennifer Wade, ist nicht nur aus den USA, sondern auch 31 Jahre jünger als er. Weil Camilla Cleese, die jüngere seiner beiden Töchter, eindeutig seinen Sinn für Humor geerbt hat, muss sich der Herr Papa deswegen einiges anhören: “Wir haben vor Kurzem ein neues Kind in unserer Familie begrüßt – meine neue Stiefmutter”, wird sie von “The Sun” zitiert.
(stk/spot)