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Jörg Pilawa schwärmt von der "intensivsten Show" seiner Karriere

"Die Silvester Show mit Jörg Pilawa"

"Die Silvester Show mit Jörg Pilawa", mit der die Zeit bis Mitternacht ab 20:15 Uhr im Ersten verkürzt werden soll, wurde bereits Mitte November in Offenburg aufgezeichnet. Dass die Show nicht live ist, war auch im Vorjahr so. Diesmal musste sie Corona-bedingt außerdem ohne Publikum aufgezeichnet werden. Ob damit auch der Spaß flöten ging, erzählt Moderator Jörg Pilawa (55, "Bin ich eigentlich bekloppt?") im Interview mit spot on news. Unter anderem verrät der Hamburger dabei auch, wie er sich so früh im Jahr in Silvesterstimmung gebracht hat, was ihm der Jahreswechsel persönlich bedeutet und was die Zuschauer in der Show erwartet.

Die Show wurde bereits im November aufgezeichnet. Wie bringt man sich da in Silvesterstimmung?

Jörg Pilawa: In den ersten drei Jahren haben wir es live gemacht, dann haben wir uns aber entschieden, die Show vorab aufzuzeichnen, weil viele Künstler Silvester doch gern mit der Familie feiern wollen. Am Abend der Aufzeichnung ist für die Interpreten und das Publikum interessanterweise trotzdem Silvester. Vergangenes Jahr haben wir die Show im November in Offenburg aufgezeichnet. Und als dann nach der Sendung die Halle wieder hell wurde, kamen mir singende Gäste entgegen, die mir "Prosit Neujahr" zuriefen. Für die war in dem Moment einfach Neujahr.

Und Sie sind dann auch in der Stimmung oder rutscht Ihnen doch ab und zu ein Versprecher raus?

Pilawa: Nein, gar nicht. Du stehst oben an der Showtreppe, dann geht die Bühne auf und du siehst Menschen, die dir das Gefühl geben, dass der 31. Dezember ist. Hinzukommt, dass wir die Sendung in Echtzeit aufzeichnen, also von 20:15 Uhr bis 1 Uhr. Mit Countdown vor 0 Uhr. Da bin ich so in der Stimmung drin, dass das funktioniert.

War es dieses Jahr anders?

Pilawa: Ja. Dieses Jahr war es komplett anders, weil wir die Sendung ohne Publikum aufgezeichnet haben. Ich war sehr, sehr skeptisch und bin davon ausgegangen, dass es für mich Schwerstarbeit werden würde. Denn wenn du Menschen unterhalten möchtest, gibt es zwei Dinge, die du brauchst. Erstens musst du Menschen mögen. Und zweitens musst du Nähe zulassen. Das geht aber momentan mit Corona nur ganz schwer. Dann habe ich eine Riesenüberraschung erlebt.

Was war so überraschend?

Pilawa: Es war die intensivste aufgezeichnete Show meiner Karriere, weil sich die 28 Künstler, die diesmal dabei waren, durch viereinhalb Stunden Anwesenheit in der Halle genreübergreifend gegenseitig Respekt und Bewunderung entgegengebracht haben.

Als Sängerin Peggy March [72, Red.] auftrat, sagte DJ Ötzi [49] zu mir: "Was für eine großartige Frau! Was für tolle Texte!" Auch sie hat viereinhalb Stunden Party gemacht. Komikerin Mirja Boes [49] tanzte die ganze Zeit vor der Bühne und als dann die Kölner Mundart-Band Brings auftrat und ihr Karnevalslied "Mer singe Alaaf" live intonierte, hatte sie Tränen in den Augen.

Auch Schlagersänger Michael Holm [77] hat viereinhalb Stunden wirklich nur Gas gegeben für die Kollegen. Sängerin Michelle [48] staunte über Kerstin Otts [38] Liedtexte. Marianne Rosenberg [65] war die ganze Zeit dabei. Die Schweizer Künstlerinnen Stefanie Heinzmann [31] und Francine Jordi [43] warfen sich während der Sendung Herzen zu. Es war eine Intensität zwischen den Künstlern, die ich so noch nicht erlebt habe.

Wie läuft es normalerweise ab?

Pilawa: Normalerweise warten die Künstler hinter der Bühne auf ihren Auftritt und gehen danach wieder in ihre Garderobe. Diesmal sind sie aber die ganze Zeit über in der Halle geblieben und waren einander das Publikum. Und so war es ein unheimlich intensives Privatkonzert mit enorm vielen Emotionen. Wenn wir das mit den Kameras gut eingefangen haben, hat diese Sendung eine ganz neue Qualität.

Ich nehme mal an, Sie und alle Künstler und die Crew mussten Corona-Tests machen? Wie finden Sie den?

Pilawa: Also ich habe vergangene Woche vier Tests gemacht, diese Woche auch vier. Du hast ja die Wahl zwischen Rachen und Nase. Ich persönlich finde Nase angenehmer, weil das Stäbchen bei mir wahrscheinlich besser reinpasst. Rachen finde ich ganz furchtbar, weil es einfach diesen Würgereiz auslöst. Aber mit der Nase habe ich mittlerweile eine gewisse Routine.

Machen Sie sich generell Sorgen wegen Corona?

Pilawa: Was mich mittlerweile stört, ist, dass sich inzwischen jeder, gefragt oder ungefragt, dazu äußert. Dabei müssen wir uns doch alle eingestehen, dass wir so etwas noch nie hatten, so eine Form der Krankheit, die sich so ausbreitet. Es ist für uns alle neu. Und man muss sich auch, sowohl die Politik als auch die Öffentlichkeit, zugestehen, dass es dafür keine Blaupause gibt. Wie geht man damit um? Wir wussten es einfach nicht und haben inzwischen viel versucht.

Wo sehen Sie eine Gefahr im Umgang mit der Pandemie?

Pilawa: Wir sollten aufpassen, dass sich nicht irgendwann die Angst in jeder Faser des Körpers breitmacht. Wenn man sich nämlich gar nichts mehr traut, geht sehr viel verloren. Wir haben immer noch ein super Gesundheitssystem, mit den Impfungen ist auch ein Silberstreif am Horizont zu sehen. Wenn ich dann aber wieder Herrn Lauterbach und Co. höre, die mir immer erzählen, dass es noch schlimmer wird, dann ist das kontraproduktiv. Ich glaube, man sollte den Menschen auch Hoffnung statt immer neuer Schreckensszenarien geben.

Wen würden Sie in dem Zusammenhang gern mehr hören?

Pilawa: Interessant finde ich die Geschichten derer, die es tatsächlich hatten, also die Betroffenen. Einerseits sorgen sie für den nötigen Respekt vor der Krankheit, andererseits erfährt man mehr über den großen Unbekannten Corona. Einfach nur jeden Tag die Zahl der Neuinfizierten rauszugeben, reicht nicht. Die sollten qualitativ eingeordnet werden: Wo haben sie sich infiziert? Wie sind die Verläufe? Gleiches gilt für die vielen neuen Ideen im Umgang mit Corona.

Zurück zu Silvester: Wie wichtig ist Ihnen persönlich dieses Fest?

Pilawa: Ich habe mich eigentlich immer ein bissen über die Erwartungshaltung amüsiert, die damit verknüpft ist. Viele Leute glauben ja, nur, weil ein neues Jahr beginnt, wird alles anders. Das geht bei den Vorsätzen los, die sich viele Menschen machen: Ich mache mehr Sport, lebe gesünder, trinke keinen Alkohol mehr und so weiter. Ich glaube, manchmal wäre es sinnstiftender, wenn man sich im Juni mal Gedanken machen würde, was man in seinem Leben ändern möchte, als immer am 31. Dezember. Für mich war Silvester nie ein Fest mit übergroßer Bedeutung, deshalb war es auch kein Problem für mich, die ersten Silvestershows live zu machen.

Was wünsche Sie sich für 2021?

Pilawa: Ich wünsche mir tatsächlich, dass das, was meinen Job auszeichnet, nämlich Nähe zum Team, zum Publikum und zu meinen Kandidaten zuzulassen, wieder möglich ist. Dass wir uns wieder in den Arm nehmen und auf die Schulter klopfen können, ohne Angst zu haben, jemand infiziert sich. Dass wir diese Pandemie so in den Griff bekommen und überstehen, dass wir wieder entspannt miteinander umgehen können.