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Jay-Zs Weg von der Marke zum Hip-Hop-Milliardär

Rapper feiert 50. Geburtstag

1998 rappte er “It’s a hard knock life”, 2004 hatte er immer noch “99 Problems”. 2019 ist von seinem beschwerlichen Weg nicht mehr viel übrig geblieben: Jay-Z ist der erste Hip-Hop-Milliardär. Der als Shawn Corey Carter geborene Rapper hat sich im Laufe seiner Karriere ein unvergleichliches Imperium aufgebaut. Am 4. Dezember feiert er seinen 50. Geburtstag.

Wenn Jerome Boateng (31) eines Tages beabsichtigen sollte, den FC Bayern München zu verlassen, dürfte eine seiner ersten Amtshandlungen ein Anruf in die USA sein. Nicht etwa, um sich in den Staaten einem Verein anzubieten. Vielmehr um sich dort eine wohlfundierte Meinung einzuholen. Am Ende des anderen Apparates hebt aber nicht irgendwer ab: Jay-Z höchstpersönlich dürfte in der Leitung sein. Dessen Vermarktungsagentur “Roc Nation” kümmert sich seit 2015 um die markenstrategischen Pläne des Abwehrspielers und einiger weiterer Stars aus Sport und Entertainment.

Es ist nur eins von vielen Beispielen, das zeigt, welchen Einfluss Jay-Z abseits des Musikgeschäfts mittlerweile hat – und zwar über alle Genres und Ländergrenzen hinweg. Dabei scheint Jay-Zs Lebensweg in seiner Kindheit und Jugend eher in die entgegengesetzte Richtung zu laufen.

Shawn Corey Carter wird 1969 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Er wächst ohne Vater auf und verdient in der Folge als Jugendlicher sein Geld mit Drogendeals. Eigentlich interessiert er sich vielmehr für Musik, insbesondere Hip-Hop. Nebenbei fängt er an, seine Karriere als Rap-Künstler ins Rollen zu bringen. Als ihm das nach einigen Jahren nicht erfolgreich gelingt, hebt er mit seinem Partner Damon Dash die Plattenfirma “Rocafella Records” aus der Taufe. Carter ist zu diesem Zeitpunkt schon fast 30 Jahre alt. An seiner Weltkarriere sollte ihn das jedoch nicht hindern.

Das Label markiert die Basis für seinen beginnenden kommerziellen Erfolg als Rapper. Bereits seine ersten beiden Alben setzt er in den USA über eine Million Mal ab, bekommt dafür Platinauszeichnungen. Eine erste Hip-Hop-Hymne, mit der man Jay-Z bis heute in Verbindung bringt, folgt 1998 mit dem Titeltrack seines dritten Albums “Vol 2… Hard Knock Life”. Das verkauft sich nicht nur über fünf Millionen Mal weltweit, sondern erhält auch noch Fünffachplatin und kann sich zum ersten Mal in Deutschland in den Charts platzieren.

In den nächsten fünf Jahren sollte jedes Jahr eine neue Platte von Jay-Z erscheinen und sich auf Platz eins der US-Charts wiederfinden. Parallel dazu beginnt Shawn Carter mit dem Aufbau einer eigenen Modelinie. Angedockt an den Namen seines Musiklabels nennt er seine Marke “Rocawear” und stattet damit seine Fans mit Baggypants und T-Shirts in Übergrößen aus.

Längst nicht der einzige Geschäftspfad, dem Jay-Z nachgehen sollte. Ab 2006 investiert er in die Luxus-Champagnermarke “Armand de Brignac”. Jay-Z nutzt seine Popularität geschickt, um die Marke in eigenen Videos und bei Auftritten zu platzieren. Ähnlich verhält es sich mit einer eigenen Cognac-Marke. Das Champagner-Unternehmen übernimmt Jay-Z 2014 komplett. Laut dem US-Magazin “Forbes” gehört es heute sogar zu seiner wichtigsten Einnahmequelle. 2007 schätzt Forbes” Jay-Zs Jahreseinkommen auf 36 Millionen US-Dollar. Damit gilt er schon zu dieser Zeit im Hip-Hop als Branchenprimus.

Ein Jahr später steht dann sein privates Glück im Mittelpunkt: Bereits seit einigen Jahren liiert, heiratet Jay-Z die nicht weniger ikonische Sängerin Beyoncé Knowles (38, “Sweet Dreams”). Anfang 2012 kommt ihr erstes gemeinsames Kind, Blue Ivy, zur Welt. Viele Jahre sind die beiden das Glamourpaar der amerikanischen Black-Music-Szene, erschaffen gemeinsam Hits wie “Crazy in Love”. 2016 bekommt dieser Bund allerdings ein paar Risse: Beyoncé macht auf ihrem Album “Lemonade” die Seitensprünge ihres Mannes und die anschließende Ehekrise öffentlich.

Jay-Zs – zumindest öffentliche – Antwort auf sein Verhalten liefert er ebenso in musikalischer Form: Auf seinem Album “4:44” sucht er nach Erklärungen für seine Aktionen. Die beiden finden wieder zusammen und bekommen im Sommer 2017 mit Rumi und Sir Zwillinge. Auch musikalisch symbolisieren Jay-Z und Beyoncé ihren Schulterschluss und veröffentlichen ein Jahr später das gemeinsame Album “Everything Is Love”. Anschließend gehen sie auf Welttournee.

Es ist das bisher letzte musikalische Projekt von Jay-Z. Doch sein Fokus liegt sowieso schon länger nicht mehr darauf, Hits wie die New York-Hymne “Empire State of Mind” in den Gehörgängen der Menschen zu verankern. Dafür hat Jay-Z zu viele andere lukrative Geschäftsfelder. Neben seinen Getränkemarken oder seiner Künstleragentur besitzt Jay-Z auch eine teure Kunstsammlung, macht in Immobilien, hat mit “Tidal” einen eigenen Musik-Streaminganbieter ins Leben gerufen und hält Unternehmensanteile an Uber. 2019 durchbricht Jay-Z laut “Forbes” die 1-Milliarde-Dollar-Grenze – ohne das Vermögen seiner Frau.

Jay-Z rappte einst: “I’m not a businessman, I’m a business, man!” Jerome Boateng dürfte diese Zeilen im Hinterkopf haben, immer wenn er zum Hörer greift und eine amerikanische Nummer wählt.

(ros/spot)

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