Schauspieler und Musiker Jan Josef Liefers (56, "Tatort") spricht mahnende Worte zur Corona-Krise. Im "Bild"-Talk verglich der 1964 in Dresden geborene Liefers die derzeitige Situation mit dem Wendejahr nach dem Mauerfall 1989/90 in der DDR und lobte im Gegensatz zu den jetzigen Corona-Demos, die Disziplin der Demonstranten in der untergehenden DDR. Damals habe es eine Richtung gegeben, die Umsetzung der Demos sei friedlich gewesen, so Liefers.
Liefers hatte sich 1989 an den Demonstrationen in Ost-Berlin gegen Diktatur und für Demokratie und Freiheit aktiv beteiligt. Doch trotz der berechtigten Kritik an den "Hygiene-Demos" gebe es, "zwischen Verschwörungstheoretikern und Rechtsradikalen" auch Menschen, die schlicht und ergreifend große Angst um ihre Existenz hätten. Liefers fragte in die Runde: "Was passiert, wenn Bürger den Eindruck bekommen, die Maßnahmen würden einen größeren Schaden anrichten als das Virus selbst?"
Der Künstler erzählte von einem Konzert am Wochenende auf der Seebühne in Dresden, bei dem ihm ein Crew-Mitglied erzählte, dass er zwar wisse, was er gegen das Virus tue, aber nicht, wie er sich gegen eine Maßnahme zur Wehr setze, die seine Existenz angreift.
Es sei allerdings eine Charakterfrage, findet Liefers, ob der persönliche wirtschaftliche Niedergang und Finanznöte in die politische Radikalität führe. "In meinem Freundeskreis wird keiner radikal, weil er nicht weiß, wie er seine Miete bezahlen soll - aber traurig. Und ratlos. Das sollte niemand sein in diesem Land", so Liefers weiter.
Liefers kritisierte die Art der derzeitigen politischen Kommunikation und die Gefahr einer Bevormundung. Er führte als Beispiel seine 76-jährige Mutter an: "Sie hat für sich entschieden - eine erwachsene Frau im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte - das Risiko zu tragen, ihre Enkel zu sehen." Es würde ihnen auf den Magen schlagen, wenn jetzt jemand käme und ihr das verbieten würde. Liefers eindringlicher Appell: "Irgendwann müssen wir den Menschen die Verantwortung zurückgeben."
Der Schauspieler attestierte der westlichen Gesellschaft, gut mit Risiken umgehen zu können - im Gegensatz zur Angst. Sein Appell: "Wir müssen aufhören, Angst zu machen". Die Regierung müsse alles gleichsam alles tun, um "die Angst aus dem Alltag" zu nehmen "und zu einem vernünftigen Risikomanagement zu kommen.".
Außerdem seien Grundgesetz und Freiheit nicht dem Infektionsschutz unterzuordnen. Er vermisse den Blick auf die junge Generation, die von dem Virus am wenigsten gefährdet sei, aber zum größten Teil die Kosten der Maßnahmen tragen muss. Am Ende sei es die Frage, "wie wir alle leben wollen."