Joanne K. Rowling wird am heutigen Freitag (31. Juli) 55 Jahre alt. Viel zu feiern hatte sie in den vergangenen Wochen aber wohl nicht. Die "Harry Potter"-Autorin steht nach ihren umstrittenen Aussagen über transsexuelle Menschen in der Kritik. Bleibt sie deshalb auf ihren Büchern sitzen? Laut "Variety" kann sie sich in den USA zumindest nicht mit dem Rest der Branche über die großen Zuwächse freuen. In ihrer britischen Heimat dagegen sind dem "Guardian" zufolge während des Corona-Lockdowns die "Harry Potter"-Bücher wieder sehr gefragt gewesen.
Der Grund, warum es sich Rowling dennoch mit vielen ihrer Fans verdorben haben könnte, sind ihre kontroversen Kommentare über transsexuelle Menschen. Nicht nur Leser, auch zahlreiche Stars bezogen öffentlich Stellung. Daniel Radcliffe (31), der in der berühmten Filmreihe Harry Potter verkörperte, Rupert Grint (31, Ron Weasley), Emma Watson (30, Hermine Granger) und weitere Prominente hatten die Autorin kritisiert. "Ich möchte, dass meine transsexuellen Follower wissen, dass ich und viele andere Menschen rund um den Globus euch für das, was ihr seid, anerkennen, respektieren und lieben", hatte Watson getwittert.
In mehreren aufeinanderfolgenden Tweets schrieb die Schauspielerin: "Transsexuelle [...] verdienen es, ein Leben führen zu können, ohne andauernd hinterfragt zu werden oder dass ihnen gesagt wird, sie seien nicht, was sie sagen zu sein." Genau das hatte Rowling mit ihren kritisierten Aussagen indirekt hinterfragt, als sie unter anderem sagte, dass das biologische Geschlecht eine unausweichliche Realität sei.
Auch der Hauptdarsteller aus den "Phantastische Tierwesen"-Filmen, die Rowling schreibt und produziert, Eddie Redmayne (38), distanzierte sich von der Autorin. In einem Interview mit dem US-Portal "Variety" erklärte er: "Als jemand, der mit J.K. Rowling und Mitgliedern der Trans-Community zusammengearbeitet hat, will ich deutlich machen, wo ich stehe: Ich widerspreche Jos Kommentaren."
Wie es mit der "Phantastische Tierwesen"-Filmreihe weitergeht? Die Dreharbeiten zu Teil drei mussten im Frühjahr wegen der Corona-Krise verschoben werden. Zuletzt gab es Gerüchte, dass diese im Sommer aufgenommen werden können, doch bestätigt ist dies bisher nicht. Geplant sind fünf Filme. In den US-Medien wird die Reihe bereits "das problematischste Film-Franchise" der Welt genannt.
Trotz verlorener Fans, Kritik und Corona: Sorgen um ihre Finanzen muss sich Rowling wohl nicht machen. Im vergangenen Jahr nannte sie "Forbes" die Autorin mit den weltweit größten Einnahmen: Umgerechnet 80 Millionen Euro soll sie gemacht haben. Neben den "Phantastischen Tierwesen" feierte sie in den vergangenen Jahren auch mit dem Theaterstück "Harry Potter und das verwunschene Kind" große Erfolge, die Uraufführung fand 2016 in London statt, weitere Spielorte kamen unter anderem mit New York hinzu. Der ursprüngliche Termin für die deutsche Erstaufführung des Stücks in Hamburg war für Mitte März geplant, wurde wegen der Corona-Pandemie aber verschoben.
Unter dem Pseudonym Robert Galbraith verfasst Rowling auch die erfolgreichen Krimis um Cormoran Strike. Die Bücher über die Fälle des Privatdetektivs, der zusammen mit seiner Assistentin Robin ermittelt, wurden auch schon für das Fernsehen verfilmt. Teil fünf soll im Herbst erscheinen.
Der Aufstieg Rowlings zu einer der berühmtesten Persönlichkeiten weltweit ist bekanntlich selbst eine märchenhafte Geschichte: Von der alleinerziehenden Mutter, die auf Sozialhilfe angewiesen war, zur Multimillionärin - dafür benötigte Rowling nur fünf Jahre. Sie wuchs in der Nähe von Bristol auf, ihre Mutter litt an Multipler Sklerose, zu ihrem Vater soll sie ein angespanntes Verhältnis gehabt haben. Bei Rowling wurden später Depressionen diagnostiziert.
In einem verspäteten Zug von Manchester nach London schrieb Rowling 1990 der Legende nach die ersten "Potter"-Ideen auf einer Serviette nieder. Der berühmte Zauberlehrling hat wie seine Schöpferin am 31. Juli Geburtstag. Rowlings erstes Buch, "Harry Potter und der Stein der Weisen" (1997), verfasste sie auf einer Schreibmaschine. Eine Erstausgabe davon soll inzwischen bis zu 34.000 Euro wert sein, der Roman gilt heute als eines der meistverkauften Bücher der Welt. Oft schrieb Rowling anfangs in Cafés in Edinburgh, wohin es sie nach ihrer Rückkehr aus Portugal verschlagen hatte, ihre kleine Tochter Jessica aus ihrer gescheiterten ersten Ehe war mit dabei.
Zwölf Verlage sollen das erste Manuskript von "Harry Potter" abgelehnt haben, Bloomsbury gab Rowling schließlich eine Chance, ohne zu wissen, dass damit eine Mega-Bestseller-Reihe ihren Anfang nahm... Rowling wurde reich, gibt viel von ihrem Geld aber auch für wohltätige Zwecke. Sie wirbt häufig mit Spendenaufrufen für Kindergesundheitsorganisationen, insbesondere die von ihr ins Leben gerufene Organisation Lumos und stiftete mehrfach große Summen zur Erforschung und Heilung von Multipler Sklerose, ihre Mutter starb 1990 im Alter von 45 Jahren an der Krankheit. Seit 2001 ist Rowling mit dem Anästhesisten Neil Murray verheiratet, mit dem sie zwei weitere Kinder bekam.