Eine große und schnell wachsende Lücke bei den Fachkräften könnte einer Studie zufolge die Ansiedlung neuer Chipfabriken in Deutschland gefährden. Innerhalb des vergangenen Jahres sei der Bedarf in der Halbleiterindustrie um 30 Prozent gestiegen - von 62.000 unbesetzten Stellen auf 82.000, wie eine am Dienstag veröffentliche Untersuchung des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Demnach werden inländische Fachkräfte allein nicht ausreichen, um diese Lücke zu schließen.
Mehrere Konzerne wollen in den kommenden Jahren massiv in ostdeutsche Chipfabriken investieren. Gleichzeitig soll der Halbleiter-Marktanteil der EU an der weltweiten Produktion bis 2030 merklich steigen. Um diese Ziele zu erreichen, ist die Branche den Angaben des IW nach stark von der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte abhängig.
Der Studie zufolge fehlen jedoch bereits heute rund 40.000 Bewerber für unbesetzte Stellen, bei denen eine Berufsausbildung vorausgesetzt wird. Bei zusätzlichen 30.000 offenen Stellen wird ein Studium erwartet. Im Vergleich zum Zeitraum 2021/2022 sind die Zahlen 2022/2023 für beide Bereiche um 49 Prozent und 34 Prozent angestiegen.
Der Bedarf an Fachkräften werde auf absehbare Zeit "kaum durch den Nachwuchs aus Ausbildung und Studium gedeckt werden können", erläuterten die Forschenden. Zudem nehme auch in der Halbleiterindustrie der Anteil älterer Angestellter stetig zu. Derzeit seien bereits 23 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berufen der Halbleiterindustrie 55 Jahre und älter.
Eine Entlastung könnten sogenannte Helfer schaffen, die bereits in der Halbleiterindustrie arbeiten, wenn diese zu Fachkräften weitergebildet werden. Um die Lücke zu schließen, müsse der Zugang internationaler Fachkräfte zum deutschen Arbeitsmarkt vereinfacht werden, erklärte das IW weiter.
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