Haben wir den Osten an die AFD verloren? Wenn heute Bundestagswahl wäre, könnte die AfD in Ostdeutschland einen deutlichen Erfolg verbuchen. Besonders in den neuen Bundesländern erfreut sich die Partei großer Zustimmung, was sich auch in den bundesweiten Umfragen widerspiegelt und der Rechtspartei unglaubliche Zahlen einbringt!
Angesichts dieses Aufschwungs der AfD stellt sich die Frage, ob die demokratische Mitte Grund zur Sorge haben sollte. Die anderen Parteien, die den Anspruch erheben, Volksparteien zu sein, liegen deutlich hinter der AfD (19%) zurück. Die SPD stürzt im Osten auf 16 Prozent ab, während die CDU auf 23 Prozent kommt und im Vergleich zur letzten Bundestagswahl deutlich zulegt (+5,6 Prozentpunkte). Alice Weidel, eine der führenden Köpfe der AfD, freut sich über das Ergebnis der aktuellen Forsa-Umfrage und bezeichnet die AfD als “mit Abstand stärkste Kraft”. Sie behauptet, dass die Menschen in “Mitteldeutschland” ihre Partei in Verantwortung sehen möchten. Allerdings stellt sich die Frage, wo genau Weidel Ostdeutschland verortet, wenn sie Sachsen oder Brandenburg bereits als Mitteldeutschland betrachtet. Diese Art von ständigen rechten Provokationen lässt ihre Partei regierungsunfähig erscheinen.
Der Ehrenvorsitzende der AfD, Alexander Gauland, bezeichnete die Partei bereits im Frühjahr als die neue Volkspartei des Ostens. Er sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass sie mittlerweile fest in der politischen Landschaft Brandenburgs verankert sei und auch in ganz Ostdeutschland als Volkspartei bezeichnet werden könne. Dieser Ansicht ist auch der völkisch-nationalistische Politiker Björn Höcke aus Thüringen. Was Weidel, Höcke und Gauland in ihrer Erzählung außer Acht lassen, ist die Tatsache, dass die AfD in keiner einzigen Landesregierung vertreten ist. Sie stellt noch nicht einmal einen einzigen Landrat oder Oberbürgermeister. Sie agiert also ausschließlich als Oppositionspartei. Daher sollte man die tatsächliche Machtposition der AfD nicht überschätzen.