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Ist das Kunst oder muss das weg?

Skulptur sorgt für Streit an der Universität

Flensburg (Schleswig-Holstein) – An der Europa-Universität Flensburg gibt es Zoff um eine Skulptur: Die “Primavera” zeigt eine nackte Frau. Beinahe 70 Jahre stand sie im Uni-Foyer, dann wurde sie abgebaut und weggeräumt. Der Grund: Studentinnen hätten sich zum Teil “unwohl” bei ihrem Anblick gefühlt (BILD berichtete). Jetzt schalten sich die Studenten der Uni ein – und wollen die Skulptur zurück an ihrem Platz.

Ein Kunstwerk mit Geschichte

Was wohl Fritz During (†83) dazu sagen würde? Der Bildhauer modellierte 1956 die nackte, 1,20 Meter hohe “Primavera” (“Frühling”). “Ein figürlicher Abstraktionsprozess der damaligen Zeit”, schwärmt Landrat Björn Demmin (49, parteilos). “Die ,Primavera’ sollte vermutlich das wachsende Leben symbolisieren.”

Kontroverse um das Frauenbild

Für die Uni-Gleichstellungsbeauftragte Martina Spirgatis symbolisiert sie etwas ganz anderes: ein “überkommenes Frauenbild, das nicht geeignet ist, an so zentraler Stelle einer Universität als Empfangsdame”, sagt Spirgatis gegenüber der SHZ. Die Statue “legt nahe, Weiblichkeit auf Fruchtbarkeit und Gebärfähigkeit zu reduzieren”.

Debatte über Kunstfreiheit entfacht

Anstelle der Frauen-Skulptur steht jetzt ein regenbogenfarbenes Fragezeichen auf dem Sockel im Uni-Foyer. Die “Primavera” ist weg, aber die Diskussion geht jetzt erst richtig los. Mitglieder des Uni-Senats beklagen, der Senat sei übergangen worden, als der Gleichstellungs- und Diversitätsausschuss beim Präsidium die Entfernung der Skulptur beantragt habe. Und die Studierendenvertretung (kurz: AStA) erinnert an die Kunstfreiheit und fordert, sie wieder am ursprünglichen Ort aufzustellen! Ein AStA-Mitglied startete sogar eine Petition.

Rückführung der Statue gefordert

Der Grund fürs Verschwinden: Die Statue stehe für ein “überholtes wirr Weiblichkeit”. Alina Jacobs, stellvertretende Asta-Vorsitzende, sagt in der SHZ: “Der Gleichstellungs- und Diversitätsausschuss des Senats darf sich nicht als alleiniges Sprachrohr für all die weiblichen Studierenden an unserer Universität inszenieren”. Und noch deutlicher: “Dass die Darstellung von Weiblichkeit an unserer Universität nun vollständig von der Interpretation des Gleichstellungs- und Diversitätsausschusses abhängig ist, ist katastrophal.” Die Universität müsse mit der Rückführung der Statue ins Foyer des Oslo-Gebäudes ein Zeichen für einen offenen Diskurs in Sachen Kunstfreiheit setzen.

Unklare Zukunft der Skulptur

Uff! Wie geht es jetzt weiter, mit der ungeliebten Nackten? Niemand weiß es. Wenn sich nach den Semesterferien die zuständigen Uni-Abteilungen wieder mit dem Thema befassen, wird die Debatte in die nächste Runde gehen – und hoffentlich ein Ort gefunden werden, wo Kunst und Empfinden besser zusammenpassen. Bis dahin parkt “Primavera” im Büro des Hausmeisters. (est) Die Europa-Universität in Flensburg

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