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Israels Botschafter in Berlin: Deutsche Medien "sehr schnell" mit Schuldzuweisung

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat die Berichterstattung über den Krieg zwischen Israel und der Hamas in deutschen Medien scharf kritisiert - auch mit Blick auf die Folgen in Deutschland. Einige Medien hierzulande seien nach dem Raketeneinschlag auf einem Krankenhausgelände in Gaza "sehr schnell dabei gewesen, Israel zu beschuldigen", sagte Prosor am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. "Mit verheerender Wirkung - die wir jetzt auf deutschen Straßen sehen."

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas als "Quelle" zu nehmen sei so, "als ob Sie den Islamischen Staat als Quelle für den Anschlag auf dem Breitscheidplatz in Berlin nehmen würden", sagte Prosor mit Blick auf den Anschlag im Dezember 2016 in Berlin, als ein islamistischer Attentäter mit Verbindungen zur Dschihadistenmiliz IS mit einem Lastwagen in den dortigen Weihnachtsmarkt gerast war.

Die Mitglieder der Hamas seien "Terroristen, ohne Wenn und Aber", sagte Prosor. "Lügen ist Teil ihrer Ideologie zur Dämonisierung und Delegitimierung Israels." 

Die Auswirkungen dieser "Dämonisierung" Israels seien nun auch auf deutschen Straßen sichtbar. "Im Jahr 2023 werden mitten in Berlin Molotowcocktails auf eine Synagoge geworfen, Häuser werden mit Davidsternen markiert", sagte Prosor. Wer aber auf Demonstrationen Parolen wie "From the river to the sea" rufe, wolle "Israel ausradieren".

"Das ist die Ideologie der Hamas, mit der auch junge Menschen in Deutschland und Frankreich aufwachsen", sagte der Botschafter. "Was wir auf den Straßen in Berlin und anderen deutschen Städten erleben, sind keine pro-palästinensischen Kundgebungen, sondern anti-israelische. Und so wird es nicht dargestellt in den Medien", sagte Prosor. 

Von den deutschen Behörden erwarte er nun "klare Kante". Rufe wie "Tod den Juden" mitten in Deutschland würden als Hetze gelten, "Tod den Israelis" gelte jedoch als Meinungsfreiheit. "Das muss strafbar sein und mit der ganzen Härte des Gesetzes verfolgt werden", forderte der israelische Botschafter.

Mit Blick auf die deutschen Geiseln der Hamas sagte Prosor, er erwarte jetzt von Deutschland, "alles zu tun, um die Geiseln zurück zu holen". In den Gazastreifen entführte israelische Frauen, Kinder und alte Menschen seien "Spielbälle der Hamas". 

Israel werde nun alles tun, um "die Infrastruktur und die Führung der Hamas zu beseitigen". Es sei "ein Paradigmenwechsel, eine Zeitenwende", sagte Prosor. In dieser Situation werde sich "das deutsche Bekenntnis zu uneingeschränkter Solidarität zu Israel erweisen müssen".

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hatte am 7. Oktober bei einem Großangriff auf Israel etwa 1400 Menschen getötet und rund 200 weitere in den Gazastreifen verschleppt, unter ihnen mehrere Deutsche. Israel reagierte mit Gegenangriffen auf den Gazastreifen, bei denen nach Angaben der dortigen Hamas-Behörden mindestens 3785 Menschen getötet wurden.

kas/ju