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Israelische Armee: Zivilisten sollen Gaza Richtung Süden verlassen

Sechs Tage nach dem Großangriff der Hamas auf Israel hat die israelische Armee alle Zivilisten in Gaza aufgefordert, die Stadt in Richtung Süden zu verlassen. Alle Zivilisten sollten sich "zu ihrer eigenen Sicherheit" aus ihren Häusern in das Gebiet südlich des Flusslaufs Wadi Gaza begeben, erklärte die Armee am Freitag. Die Vereinten Nationen sprachen von einem "unmöglichen" Vorgehen und drängten Israel dazu, die Aufforderung zu widerrufen.

Am Samstag hatte die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas Israel massiv angegriffen. Die Angreifer töteten nach Angaben Israels mehr als 1200 Menschen und nahmen rund 150 Geiseln. Die israelische Armee nahm in der Folge den von der Hamas beherrschten Gazastreifen unter Dauerbeschuss. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden bisher mehr als 1530 Menschen getötet.

In Gaza tätige UN-Mitarbeiter erklärten, sie seien von der israelischen Armee darüber informiert worden, dass die gesamte Bevölkerung von Gaza nördlich des Wadi Gaza innerhalb der nächsten 24 Stunden in den südlichen Gazastreifen  gebracht werden soll. Eine Rückkehr dürfe erst nach einer weiteren Aufforderung erfolgen, hieß es vonseiten der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF).

Die Armee begründete die Aufforderung damit, dass sie in den kommenden Tagen weiter "in erheblichem Umfang" in Gaza-Stadt im Einsatz sein werde und "große Anstrengungen" unternehme, um Schaden von der Zivilbevölkerung abzuwenden.

Zuvor hatte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärt, dass nach israelischen Angaben rund 1,1 Millionen Menschen binnen 24 Stunden in den Süden des Gebiets umziehen sollen. 

Dujarric sagte, die Anordnung habe das Potenzial, eine "bereits tragische in eine katastrophale Situation" zu verwandeln. Eine solche Umsiedlung könne nicht "ohne verheerende humanitäre Folgen" vonstatten gehen. Der Evakuierungsbefehl gelte für alle UN-Mitarbeiter sowie alle Menschen, die in UN-Einrichtungen Schutz suchen, darunter Schulen, Gesundheitszentren und Kliniken, sagte Dujarric.

Nach Angaben der UNO sind aufgrund der israelischen Angriffe zudem mehr als 423.000 Menschen im Gazastreifen aus ihren Häusern vertrieben worden. 

Trotz ihrer Bedenken verkündeten die Vereinten Nationen am Freitag, ihr Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) sei in den Süden des Gazastreifens umgezogen. Die zentrale Einsatzstelle und die internationalen Mitarbeiter würde von dort aus ihre humanitären Einsätze fortführen, erklärte das UNRWA im Onlinedienst X, ehemals Twitter. 

Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan bezeichnete die Reaktion der UNO auf den israelischen Evakuierungsaufruf als "beschämend". Er warf der UNO, vor, jahrelang ihre Augen vor dem Agieren der Hamas  verschlossen zu haben. Die UNO sollte ihr Augenmerk jetzt vielmehr auf "die Rückgabe der Geiseln, die Verurteilung der Hamas und die Unterstützung von Israels Recht auf Selbstverteidigung" richten, erklärte Erdan gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

ma/kas