Israel treibt den im vergangenen Jahr begonnenen Prozess einer Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zu einer Reihe arabischer Staaten voran. Außenminister Jair Lapid reiste am Donnerstag als erster israelischer Regierungsvertreter in offizieller Mission nach Bahrain. Gegen Mittag traf zudem der erste kommerzielle Direktflug aus der bahrainischen Hauptstadt Manama in Tel-Aviv ein. In Bahrain gab es Proteste gegen den Besuch.
"Ich bin sehr stolz, Israel beim ersten offiziellen und historischen Besuch im Königreich (Bahrain) zu vertreten", schrieb Lapid auf Arabisch und Hebräisch nach seiner Ankunft auf Twitter. Am Flughafen von Manama wurde er von seinem bahrainischen Kollegen Abdellatif al-Sajani in Empfang genommen. Später sollte es eine Pressekonferenz geben.
Der Besuch fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Auf zahlreichen Gebäuden am Flughafen waren Scharfschützen postiert. Die Zugangsstraße zum Flughafen unterlag strenger Bewachung. Israelische Flaggen wurden nicht gehisst. Lediglich die Besatzung des israelischen Flugzeugs schwenkte auf dem Rollfeld israelische und die bahrainische Flaggen aus dem Cockpit.
Bahrain hatte im vergangenen Jahr ebenso wie die Vereinigten Arabischen Emirate unter Vermittlung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump diplomatische Beziehungen mit Israel aufgenommen. Sie waren damit die ersten arabischen Länder nach Ägypten 1979 und Jordanien 1994, die Israel als Staat anerkannten. Marokko und der Sudan taten es ihnen später gleich.
Lapid will in Manama die erste israelische Botschaft in dem Königreich am persischen Golf eröffnen. Außerdem sollen mehrere bilaterale Verträge geschlossen werden. Die Fluggesellschaft Gulf Air startet die erste kommerzielle Direktflugverbindung zwischen den beiden Ländern.
Ein großer Teil der Bevölkerung Bahrains ist wie auch in vielen anderen arabischen Ländern allerdings gegen eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel. In Außenbezirken der Hauptstadt verbrannten Demonstranten am Donnerstag aus Protest Autoreifen. Der Hashtag "Bahrain gegen Zionismus" verbreitete sich in den Online-Netzwerken.
Die Bevölkerung von Bahrain weigere sich, "ihr Land von zionistischen Gangstern schänden zu lassen", schrieb der Menschenrechtsaktivist Ibrahim Scharif auf Twitter. Die schiitische Oppositionspartei al-Wefak bezeichnete Lapids Besuch als "Provokation gegen das bahrainische Volk, dem die palästinensische Sache am Herzen liegt".
Die Palästinenser hatten den Schritt der Emirate und Bahrains und später auch Sudans und Marokkos als "Dolchstoß" angeprangert. Sie warfen den Ländern vor, mit ihrer Anerkennung des israelischen Staates den "arabischen Konsens" verraten zu haben. Dieser sieht die Beilegung des Nahost-Konflikts zur unabdingbaren Voraussetzung für die Normalisierung der Beziehungen vor.
Saudi-Arabien, enger Verbündeter der Emirate und Bahrains und führende Wirtschaftsmacht der arabischen Welt, lehnt eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel aus diesem Grund bislang ab. Zuletzt dementierte die Regierung in Riad israelische Medienberichte über ein Treffen zwischen Israels Ex-Regierungschef Benjamin Netanjahu und dem saudiarabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman.
by Mazen MAHDI