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Israel setzt Militäroffensive inmitten Ankündigung monatelanger Kämpfe fort

Israel hat seine Militäroffensive gegen Ziele im Gazastreifen auch am Freitag unvermindert fortgesetzt, nachdem die Regierung monatelange Kämpfe gegen die islamistische Hamas in Aussicht gestellt hatte. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei in der Stadt Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets dutzende Menschen getötet oder verletzt. Augenzeugen zufolge gab es auch in Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens bei israelischen Luftangriffen Tote.

US-Präsident Joe Biden hatte Israel am Donnerstag aufgefordert, mehr zum Schutz von Zivilisten im Gazastreifen zu tun. "Ich möchte, dass sie sich darauf fokussieren, wie Leben von Zivilisten gerettet werden", sagte Biden. Israel solle "nicht aufhören", gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas vorzugehen, "aber vorsichtiger sein".

Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan, der am Freitag in Ramallah im Westjordanland erwartet wurde, hatte am Donnerstag in Tel Aviv den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und den israelischen Verteidigungsminister Joav Gallant getroffen. Gallant sagte dabei, der Krieg gegen die Hamas werde "mehr als einige Monate" dauern. "Die Hamas ist eine Terrororganisation, die sich über ein Jahrzehnt hinweg aufgebaut hat, um Israel zu bekämpfen." Letzten Endes werde Israel jedoch gewinnen und die Hamas vernichten.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby, sagte dazu in Washington, dieser Zeitrahmen stehe in Einklang mit dem, was Israel bereits zuvor gesagt habe.

Ein israelischer Armeesprecher sagte, es werde "in den kommenden Tagen noch mehr harte Schlachten" geben. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurden seit Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen 117 israelische Soldaten getötet. Die Armee erklärte zudem am Freitagmorgen, die Leiche einer am 7. Oktober von der Hamas verschleppten französisch-israelischen Geisel geborgen zu haben. Der Leichnam von Elya Toledano sei zurück nach Israel gebracht worden.

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas war am 7. Oktober durch den beispiellosen Überfall der islamistischen Palästinenserorganisation auf Israel ausgelöst worden. Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas waren in israelische Städte und Dörfer eingedrungen und hatten dort Gräueltaten an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1200 Menschen getötet und rund 240 Menschen als Geiseln verschleppt.

Als Reaktion begann die israelische Armee Ziele im Gazastreifen zu bombardieren und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 18.780 Menschen getötet.

Zuletzt ist der Druck auf Israel gewachsen, beim Vorgehen im Gazastreifen mehr Rücksicht auf Zivilisten zu nehmen. Die USA - einer der wichtigsten Verbündeten Israels - etwa werben für eine geringere Intensität der Angriffe.

So sprach Sicherheitsberater Sullivan nach Angaben Kirbys "über einen möglichen Übergang von dem, was wir als hochintensive Operationen bezeichnen würden, (...) zu Operationen mit geringerer Intensität irgendwann in naher Zukunft". Kirby wollte sich jedoch nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegen.

fs/bfi