Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen will Israel Hilfslieferungen aus Ägypten für die Menschen im Süden des Palästinensergebiets zulassen. Israel werde sich dem Aufruf von US-Präsident Joe Biden, die Zivilbevölkerung im Süden des Gazastreifens mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten zu versorgen, nicht entgegenstellen, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwoch in einer Erklärung mit.
Israel werde die Hilfslieferungen aus Ägypten so lange zulassen, "wie diese Lieferungen nicht die Hamas erreichen", hieß es in der Erklärung weiter. Von israelischem Territorium würden aber keine Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen starten, bis die dort herrschende Hamas all ihre rund 200 aus Israel verschleppten Geiseln freigelassen habe.
US-Präsident Joe Biden versicherte während seines Besuchs in Tel Aviv, Israel habe zugesagt, Hilfslieferungen in den Gazastreifen "schnellstmöglich" zuzulassen. Zugleich sicherte der US-Präsident Israel "beispiellose" Hilfen angesichts des Krieges gegen die Hamas zu.
Die Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei etwa 1400 Menschen in Israel getötet und rund 200 weitere in den Gazastreifen verschleppt. Israel riegelte daraufhin das Palästinensergebiet ab und stoppte die Lieferung von Treibstoff, Lebensmitteln und Wasser.
In Vorbereitung einer Großoffensive rief die israelische Armee am Freitag die Zivilisten in der Stadt Gaza und den umliegenden Gebieten im Norden des Gazastreifens auf, sich in den Süden des Palästinensergebiets in Sicherheit zu bringen. Nach Hamas-Angaben wurden bei israelischen Angriffen bislang mindestens 3478 Menschen im Gazastreifen getötet.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass derzeit rund eine Million der 2,4 Millionen Einwohner des Gazastreifens in den Süden geflohen sind. Auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel, die an den Süden des Gazastreifens grenzt, stauen sich bereits Lkw-Konvois mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Bisher wurde der Übergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten, der einzige nicht von Israel kontrollierte Übergang, von ägyptischer Seite nicht geöffnet. Als ein Grund wurde unter anderem der Beschuss des Grenzübergangs durch die israelische Armee angegeben.
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