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Israel: Hamas hat mit Raketenbeschuss und eindringenden Kämpfern "Krieg" begonnen

Militante Palästinenser haben am Samstag tausende Raketen auf Ziele in Israel abgefeuert. Bei dem Raketenbeschuss und bei Kämpfen mit nach Israel eingedrungenen "Terroristen" wurden nach offiziellen Angaben mindestens zwei Menschen getötet. Verteidigungsminister Joav Gallant erklärte, die im Gazastreifen herrschende Hamas habe einen "Krieg" gegen Israel begonnen. Die Armee flog als Reaktion Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen. Gallant genehmigte zudem die Einberufung von Reservisten.

"Die Hamas hat an diesem Morgen einen schweren Fehler begangen und einen Krieg gegen den Staat Israel begonnen", erklärte der Verteidigungsminister. Nach Armeeangaben kämpften israelische Soldaten in mehreren Orten rund um den Gazastreifen "am Boden" gegen militante Palästinenser. Die Angreifer seien mit Gleitschirmen, über das Meer und am Boden nach Israel eingedrungen, sagte der Militärsprecher Richard Hecht. Es habe bereits Opfer gegeben. Genaue Angaben zur Zahl der Toten oder Verletzten machte der Sprecher nicht.

Der Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen hatte am Morgen um 6.30 Uhr begonnen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP in Gaza berichteten. Bis zum Vormittag wurden nach Armeeangaben mindestens 2200 Raketen auf Israel abgefeuert. Im Süden und im Zentrum Israels ertönten Alarmsirenen, auch in Jerusalem. Die Armee forderte die Bevölkerung auf, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben. In Tel Aviv schlug eine Rakete in ein Gebäude ein.

Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom wurde eine etwa 60 Jahre alte Frau bei einem Raketeneinschlag getötet. 15 weitere Menschen im Süden Israels wurden demnach verletzt, zwei von ihnen schwer. Bei Kämpfen mit bewaffneten Angreifern aus dem Gazastreifen wurde zudem ein Lokalpolitiker getötet. Der Präsident des Regionalrats der israelischen Grenzorte nordöstlich des Palästinensergebiets, Ofir Liebstein, sei "bei einem Schusswechsel mit Terroristen" getötet worden, teilte der Regionalrat von Shaar Negev.

Die israelische Armee erklärte, neben dem massiven Raketenbeschuss seien gleichzeitig "an verschiedenen Orten Terroristen in israelisches Territorium eingedrungen".  Es handele sich um einen "kombinierten Angriff" aus Raketenbeschuss und "terroristischen Infiltrationen". Die Armee rief die Bewohner der Grenzgebiete auf, in ihren Häusern zu bleiben.

Der bewaffnete Arm der Hamas bekannte sich zu den Angriffen. Die Hamas habe beschlossen, den "Verbrechen" Israels ein Ende zu setzen und in einer ersten Angriffswelle der "Operation Al-Aksa Flut" mehr als 5000 Raketen auf Israel abgefeuert, sagte der Chef der Essedin-al-Kassam-Brigaden, Mohammed Deif. Palästinensische Kämpfer eroberten nach Angaben der Hamas auch einen israelischen Panzer. Die israelische Armee äußerte sich dazu zunächst nicht.

Hunderte Menschen flohen vor allem aus dem nordöstlichen Gazastreifen weiter ins Landesinnere. Frauen, Männer und Kinder waren mit Decken und Lebensmitteln unterwegs.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilte den Raketenbeschuss "aufs Schärfste". Gewalt und Raketen gegen Unschuldige müssten sofort aufhören, schrieb sie im Onlinedienst X, ehemals Twitter. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, der Angriff der Hamas auf Israel sei "Terrorismus in seiner verabscheuungswürdigsten Form".

Der britische Außenminister James Cleverly sprach von "schrecklichen Angriffen" der Hamas auf israelische Zivilisten. Auch die USA verurteilten den Raketenbeschuss und forderten "alle Seiten auf, von Gewalt und Vergeltungsangriffen abzusehen". "Terror und Gewalt" seien nie eine Lösung, schrieb das US-Büro für palästinensische Angelegenheiten auf X. 

Nach der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen 2007 hatte Israel eine Blockade gegen die Region verhängt. Im September hatten sich die Spannungen verstärkt, als Israel einen wichtigen Grenzübergang für palästinensische Arbeiter zwei Wochen lang geschlossen hielt. Tausende Palästinenser wurden damit trotz ihrer Arbeitsgenehmigung für Israel an der Einreise gehindert. Es kam zu Demonstrationen mit gewaltsamen Ausschreitungen und Toten. Auch im von Israel besetzten Westjordanland hat die Gewalt seit Jahresbeginn stark zugenommen.

mid/oer