Die israelische Armee hat am Freitag ihre Suche nach mutmaßlichen Hamas-Verstecken im Gazastreifen intensiviert. "Wir konzentrieren uns auf das, was unter der Erde liegt, einschließlich der Krankenhäuser", sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Donnerstagabend. Die radikalislamische Hamas erklärte, Israel habe mehrere Abteilungen des Al-Schifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza zerstört. Die USA äußerten indes angesichts eines Angriffs auf ein jordanisches Krankenhaus mit mehreren Verletzten "große Sorge". Im Gazastreifen fiel am Donnerstag erneut das Telefonnetz aus.
Israels Armeesprecher erklärte, Soldaten hätten "den Eingang zu einem Tunnel im Al-Schifa-Krankenhaus entdeckt und Militäringenieure sind derzeit dabei, die Infrastruktur vor Ort auszugraben". Die Soldaten würden "Gebäude für Gebäude" jede Etage durchsuchen. Die Armee hatte das größte Krankenhaus im Gazastreifen bereits am Mittwoch gestürmt.
Israel wirft der Hamas vor, unter Krankenhäusern im Gazastreifen Waffenverstecke und Kommandozentralen eingerichtet zu haben - Angaben, die von den USA unterstützt und von der Hamas zurückgewiesen werden.
Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte, dass in der Al-Schifa-Klinik auch Geiseln festgehalten worden sein könnten. "Wir hatten konkrete Hinweise, dass sie im Schifa-Krankenhaus festgehalten wurden, was einer der Gründe ist, warum wir das Krankenhaus betreten haben", sagte Netanjahu den "CBS Evening News". "Wenn sie dort waren, wurden sie herausgeholt".
Am Donnerstag wurde in der Nähe des Klinikgebäudes die Leiche einer von der Hamas verschleppten Geisel entdeckt. "Jehudit (Weiss) wurde von den Terroristen im Gazastreifen ermordet, und wir haben es nicht geschafft, sie rechtzeitig zu erreichen", sagte Armeesprecher Hagari im israelischen Fernsehen.
Der örtliche Netzbetreiber Paltel teilte indes mit, dass die gesamte Telekommunikation erneut ausgefallen sei, weil "alle Energiequellen, die das Netz versorgen, erschöpft sind und kein Treibstoff nachgeliefert werden durfte". Die UNO warnte, dass der Ausfall die Verteilung der Hilfsgüter erschweren und zu Plünderungen führen könnte.
Nach einem Angriff auf ein jordanisches Militärkrankenhaus im Gazastreifen mit sieben Verletzten sprachen sich die USA erneut gegen Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen aus - ohne jedoch Israel direkt zu beschuldigen. US-Außenminister Antony Blinken äußerte in einem Telefonat mit dem jordanischen Außenminister Ayman Safadi "große Sorge". Am Rande des Apec-Gipfels in Kalifornien bekräftigte er, "dass Zivilisten und Personal in Krankenhäusern geschützt werden müssen". Jordanien hatte zuvor erklärt, dass durch israelische Angriffe in der Nähe des Jordanischen Krankenhauses sieben Mitarbeiter verletzt wurden.
Zuvor hatte bereits Außenministeriumssprecher Matthew Miller, in Washington erklärt: "Wir wollen nicht, dass Krankenhäuser aus der Luft angegriffen werden" und bekräftigt, dass gemäß dem humanitären Völkerrecht alle Parteien "verpflichtet sind, (...) Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um (...) Schäden für die Zivilbevölkerung gering zu halten".
Blinken forderte in einem Telefonat mit dem israelischen Oppositionsführer Benny Gantz zudem Maßnahmen zur Bekämpfung der Gewalt durch "extremistische Siedler" gegenüber Palästinensern im Westjordanland.
Im seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland haben seit dem Großangriff der Hamas die Zusammenstöße zugenommen. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums sind seit dem 7. Oktober bereits mehr als 190 Palästinenser von israelischen Siedlern und Soldaten getötet worden.
Hunderte Hamas-Kämpfer waren am 7. Oktober nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter viele Frauen und Kinder. Rund 1200 Menschen in Israel wurden nach israelischen Angaben getötet, zudem wurden 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Angriff der Hamas begann Israel mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen, inzwischen sind auch Bodentruppen in das Gebiet eingerückt. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der Angriffe rund 11.500 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.
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