Die bekannte Anwältin Nasrin Sotudeh ist im Iran der Bestattung einer jungen Frau festgenommen worden, die nach einer mutmaßlichen Konfrontation mit der Sittenpolizei ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Seine Frau sei am Sonntag bei der Trauerfeier für Armita Garawand zusammen mit "zahlreichen weiteren Teilnehmern" festgenommen worden, sagte ihr Mann Resa Chandan am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Dabei sei die 60-Jährige "brutal geschlagen" worden.
Die iranische Nachrichtenagentur Fars bestätigte Sotudehs Festnahme. Ihr werde vorgeworfen, gegen die Kopftuch-Vorschrift verstoßen und die "geistige Sicherheit der Gesellschaft gestört" zu haben. Die für ihren Einsatz für die Menschenrechte unter anderem mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnete Anwältin und Frauenrechtlerin war in den vergangenen Jahren wiederholt in iranischer Haft.
Armita Garawand war am Samstag, rund einen Monat nach ihrer mutmaßlichen Konfrontation mit der Sittenpolizei, in einem Teheraner Krankenhaus gestorben. Sie lag seit dem Vorfall von Anfang Oktober im Koma und wurde bereits in der vergangenen Woche für hirntot erklärt.
Nach Angaben der Behörden war die junge Frau in der U-Bahn ohnmächtig geworden. Menschenrechtsaktivisten zufolge wurde sie von der Sittenpolizei angegriffen und schwer verletzt, weil sie kein Kopftuch trug. In den Onlinenetzwerken veröffentlichte Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen, wie die junge Frau bewusstlos und ohne Kopfbedeckung aus der U-Bahn getragen wurde.
Der Fall erinnert stark an den Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Mahsa Amini im September 2022. Amini war zuvor wegen eines angeblich nicht vorschriftsgemäß getragenen Kopftuchs von der Sittenpolizei festgenommen worden. Ihr Tod löste wochenlange Proteste gegen die iranische Regierung aus. Dabei wurden hunderte Menschen, darunter auch Sicherheitskräfte, getötet und tausende Menschen festgenommen.
ans/dja