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Iran macht Israel für Zwischenfall in Atomanlage Natans verantwortlich

Maas reagiert besorgt und betont Bedeutung der Atom-Gespräche in Wien

Der Iran hat nach einem Zwischenfall in der Atomanlage Natans Israel des Angriffs beschuldigt und dem Land "Vergeltung" angedroht. "Natürlich hat das zionistische Regime mit dieser Aktion versucht, sich am iranischen Volk für seine Geduld und weise Haltung bezüglich der Aufhebung der (US-)Sanktionen zu rächen", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran am Montag.

Indirekt warf der Sprecher Israel vor, die in Wien laufenden Verhandlungen über das Atomabkommen mit dem Iran stören zu wollen. Wenn es die Absicht des "Angriffs" gewesen sei, eine Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran zu verhindern, werde er "sein Ziel sicher nicht erreichen". Der Sprecher drohte Israel mit "Vergeltung" - "wo und wann Teheran möchte".

Der Iran hatte den Stromausfall am Sonntag kurz nach der Inbetriebnahme von knapp 200 neuen Zentrifugen gemeldet. Teheran hatte mit den neuen Zentrifugen seine Verpflichtungen aus dem Atomabkommen erneut verletzt. Ursache des Vorfalls sei "eine kleine Explosion" im Stromverteilungszentrum gewesen, sagte der Sprecher der iranischen Atomenergiebehörde, Behrus Kamalwandi, am Montag der Nachrichtenagentur Tasnim. Die beschädigten Sektoren könnten jedoch "schnell repariert werden".

Der jüngste in einer ganzen Reihe von Vorfällen an iranischen Atomanlagen ereignete sich nur wenige Tage, nachdem die Unterzeichner des 2015 geschlossenen Atomabkommens die Gespräche über dessen Wiederbelebung wieder aufgenommen hatten.

Unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump waren die USA 2018 einseitig aus dem Abkommen ausgetreten und hatten neue massive Sanktionen gegen den Iran verhängt. Seither hat sich auch Teheran schrittweise aus seinen Verpflichtungen zurückgezogen. Die neue US-Regierung von Präsident Joe Biden hat grundsätzlich Bereitschaft signalisiert, dem Atomabkommen mit dem Iran wieder beizutreten.

Israel lehnt den Atomdeal von 2015 strikt ab und hat erklärt, es werde den Iran um jeden Preis am Bau einer Atombombe hindern. Teheran hat stets bestritten, dass es dieses Ziel verfolgt. Israel bekannte sich nicht zu dem möglichen Angriff am Sonntag, mehrere Medien schrieben ihn jedoch dem israelischen Geheimdienst zu.

Teheran hat bereits früher den israelischen Geheimdienst Mossad für Angriffe auf seine Nuklearanlagen und auch den tödlichen Anschlag auf den hochrangigen Kernphysiker Mohsen Fachrisadeh verantwortlich gemacht. Israel und der Iran führen seit langem einen Schattenkrieg gegeneinander. Zuletzt beschuldigten sich die verfeindeten Staaten auch gegenseitig mehrerer Schiffsangriffe.

Die EU zeigte sich angesichts des Vorfalls beunruhigt über mögliche Folgen für die Atom-Gespräche in Wien. "Wir weisen alle Versuche zurück, die laufenden diplomatischen Aktivitäten zu untergraben", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Dienstes der EU. Der Vorfall, "bei dem es sich um einen Sabotageakt gehandelt haben könnte", müsse gründlich aufgeklärt werden.

Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich besorgt: Die Atom-Gespräche, die am Mittwoch fortgesetzt werden sollen, seien angesichts der aktuellen Entwicklung "von ganz besonderer Bedeutung", sagte er.

Das russische Außenministerium sprach von einem "ernsten Vorfall" und äußerte ebenfalls Sorge, dass dieser die Fortschritte in den Atom-Gesprächen "untergraben" könnte.

Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif bekräftigte jedoch, Teheran werde nicht zulassen, dass der Angriff die Wiener Gespräche beeinträchtige. Der Iran müsse es vermeiden, "in die von Israel gestellte Falle zu tappen", sagte Sarif im Parlament.

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