Der US-Chipkonzern Intel erhält voraussichtlich mehr staatliche Mittel als bislang geplant für seinen Fabrik-Komplex in Magdeburg in Sachsen-Anhalt. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, sollen 9,9 Milliarden Euro anstatt der bislang zugesagten 6,8 Milliarden Euro fließen. Die Bundesregierung äußerte sich am Freitag nicht zur konkreten Fördersumme, bestätigte aber ein Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Intel-Chef Pat Gelsinger am Montag im Kanzleramt.
Eigentlich war der Bau des von der Bundesregierung und der EU-Kommission geförderten Projekts in Magdeburg im ersten Halbjahr dieses Jahres geplant. Wegen laufender Verhandlungen über Subventionen wurde er verschoben, wie Anfang des Jahres bekannt wurde. Später kamen dann die Folgen des Ukraine-Kriegs und vor allem hohe Kosten hinzu. Dem "Handelsblatt" zufolge erhöhte Intel wegen gestiegener Baukosten sowie modernerer Technologie, die bei dem Projekt zur Anwendung kommen soll, die Investitionssumme forderte mehr Geld.
Wegen Unstimmigkeiten zwischen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll dieses zusätzliche Geld demnach aber nicht aus dem Bundeshaushalt, sondern aus einem Sondervermögen des Wirtschaftsministeriums kommen. Konzernvertreter und Bundesregierung wollten die Details dem Bericht zufolge am Wochenende festlegen.
Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte dazu, es gebe "intensive und auch laufende Gespräche". Zu Einzelheiten und der kursierenden Fördersumme könne sie sich nicht äußern. Das Ziel der Bundesregierung sei klar: "Wir wollen Deutschland als Mikroelektronikstandort stärken, das ist für die Transformation und die technologische Souveränität von großer Bedeutung."
Vize-Regierungssprecher Wolfgang Büchner bestätigte, dass für Montag ein Treffen von Scholz mit Intel-Chef Gelsinger im Kanzleramt geplant sei. Die Bundesregierung sei weiter "sehr optimistisch", dass die Ansiedlung des Intel-Werks gelingen werde.
Insgesamt könnten sich die Investitionen von Intel in den Standort Europa in den kommenden zehn Jahren auf 80 Milliarden Euro summieren. Am Freitag kündigte der US-Chipkonzern etwa Investitionen in ein Werk in Polen in Höhe von 4,6 Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) an. Das Werk soll im südwestlichen Breslau entstehen und für rund 2000 neue direkte Jobs sorgen. Regierungschef Mateusz Morawiecki sprach von eine "Konsolidierung der transatlantischen Zusammenarbeit".
Die EU und die nationalen Regierungen erhoffen sich von der Intel-Ansiedlung eine größere Unabhängigkeit von globalen Lieferketten und den asiatischen Herstellern der Zukunftstechnologie. Ziel der EU ist es, bis 2030 rund 20 Prozent der globalen Halbleiterproduktion in Europa anzusiedeln - doppelt so viel wie jetzt.
hcy/pe