Das Bundesinnenministerium beziffert einem Bericht zufolge die Zahl der in Deutschland aktiven Mitglieder der italienischen Mafia auf mehr als 1000. "Gemäß der Erhebung des Bundeskriminalamts, zusammen mit den Landeskriminalämtern der Bundesländer, konnten für das Jahr 2022 insgesamt 1003 dauerhaft in Deutschland lebende, mutmaßliche Mitglieder der Italienischen Organisierten Kriminalität festgestellt werden", zitierten die RND-Zeitungen am Montag aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Grünen-Anfrage.
Davon entfielen demnach unter anderem 519 auf die 'Ndrangheta, 134 auf die Cosa Nostra und 118 auf die Camorra. Die Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr um 87, wie aus der Kleinen Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion weiter hervorgeht. Sie seien insbesondere in der Gastronomie, im Lebensmittelhandel und im Kfz-Gewerbe tätig.
Straftaten würden mit illegalen Betäubungsmitteln sowie durch Geldwäsche und Steuerbetrug begangen, hieß es in der Ministeriumsantwort demnach weiter. Es seien kriminelle Erträge von rund 2,3 Millionen Euro festgestellt, davon aber nur rund 683.000 Euro sichergestellt worden. Zur Anzahl der Strafverfahren gegen die Mafia und der Höhe der tatsächlichen Gewinne konnte das Ministerium dem Bericht zufolge keine Angaben machen.
Der Obmann der Grünen-Bundestagsfraktion im Bundestagsinnenausschuss, Marcel Emmerich, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): "Die Mafia spinnt ihr Netz in Deutschland heutzutage wie in großen Teilen Italiens." Sie schaffe es, "vermehrt unter dem Deckmantel vermeintlich seriöser Geschäftspersonen Beziehungen zu Politik und Wirtschaft aufzubauen".
Deutschland sei für Kriminelle "die Waschmaschine Europas", sagte Emmerich. Schätzungen zufolge würden jährlich über 100 Milliarden Euro gewaschen. Es sei zwar ein erster Schritt, dass Immobilien nicht mehr mit Bargeld gekauft werden dürften, sagte Emmerich weiter. "Auch der Aufbau eines Ausstiegsprogramms ist notwendig, um Betroffenen einen Ausweg aufzuzeigen und die Strukturen der Organisierten Kriminalität zu schwächen."
Er betonte zugleich: "Wir müssen Kompetenzen an einer zentralen Stelle auf Bundesebene bündeln, wenn wir entschlossener gegen Geldwäsche, Organisierte Kriminalität und kriminelle Finanznetzwerke vorgehen wollen." Die Strafverfolgungsbehörden müssten aufwändige Ermittlungen führen können und dafür die nötigen Ressourcen bekommen. Hierfür müssten Bund und Länder enger zusammenarbeiten.
cha/smb