In Ecuador ist die Präsidentenwahl am Sonntag offenbar weitestgehend friedlich verlaufen. Nach Angaben von Innenminister Juan Zapata gab es bis zur Schließung der Wahllokale um 17.00 Uhr Ortszeit (24.00 Uhr MESZ) keine gewalttätigen Zwischenfälle bei der zehnstündigen Stimmabgabe. Rund 13,4 Millionen der 16,9 Millionen Ecuadorianer waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Erste Ergebnisse werden unmittelbar nach Schließung der Wahllokale erwartet.
In einer Stichwahl standen sich die linksgerichtete Anwältin Luisa González und der 35-jährige rechtsgerichtete Millionär Daniel Noboa gegenüber. González wäre die erste Frau in dem Amt, Noboa der jüngste Präsident des südamerikanischen Landes. Der derzeitige Präsident Guillermo Lasso hatte die Wahl angesetzt, um einem drohenden Amtsenthebungsverfahren wegen Korruptionsvorwürfen zu entgehen.
Die Abstimmung fand in einem Klima der Angst statt, nachdem ein aussichtsreicher Kandidat inmitten eines Drogenkriegs vor zwei Monaten im Wahlkampf erschossen worden war. Rund 100.000 Soldaten und Polizisten waren im Einsatz, um die Sicherheit der Wahl zu gewährleisten. Politiker und Journalisten waren im Wahlkampf mit schusssicheren Westen, Helmen und gepanzerten Fahrzeugen unterwegs gewesen. Viele erhielten Morddrohungen.
Der aussichtsreiche Kandidat Fernando Villavicencio, der als Journalist gegen die Korruption in Ecuador gekämpft hatte, war vor zwei Monaten im Wahlkampf erschossen worden. Sieben Verdächtige in dem Fall wurden später in der Haft ermordet. Ecuador wird von einer Welle der Gewalt von Drogenbanden heimgesucht, die Mordrate liegt bei fast 40 Morden pro 100.000 Einwohner.
kas