Die Verbraucherpreise in Großbritannien verteuern sich weiterhin nahezu ungebremst. Die Inflation im Mai lag wie bereits im April bei 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch auf Twitter mitteilte. Die Zahlen machen eine erneute Leitzinserhöhung der Bank of England am Donnerstag wahrscheinlich, wobei die steigenden Zinsen die Krise der hohen Lebenshaltungskosten im Land weiter anheizen.
Großbritannien verzeichnet seit Monaten die höchste Teuerungsrate der G7-Staaten. Premierminister Rishi Sunak hat es zur Priorität erklärt, die Inflation herunter zu bringen. Analysten hatten für Mai dann auch einen leichten Rückgang der Rate auf 8,4 Prozent erwartet, was sich jedoch nicht bestätigte. Stattdessen stieg insbesondere die Kerninflation, also die Teuerungsrate ohne Lebensmittel und Energiekosten, auf 7,1 Prozent.
"Diese Zahlen weisen darauf hin, dass der Inflationsdruck im Vereinigten Königreich nicht unter Kontrolle ist und weitere Zinserhöhungen erforderlich sind, die die britischen Haushalte weiter belasten werden", sagte Ipek Ozkardeskaya, Senior Analystin bei Swissquote Bank. Die Zentralbank hatte die Leitzinsen bereits auf ein 15-Jahreshoch von 4,5 Prozent angehoben. Am Donnerstag dürfte nun der nächste Schritt folgen.
"Trotz einer leichten Abschwächung der Lebensmittelpreisinflation bleibt die Gesamtinflation auf hohem Niveau", sagte Yael Selfin, Chefvolkswirtin bei KPMG. "Noch besorgniserregender für die Bank of England ist die Tatsache, dass die starke Kerninflation darauf hindeutet, dass die Unternehmen die steigenden Kosten aufgrund höherer Lohnkosten an die Verbraucher weitergeben könnten." Großbritannien wird seit Monaten von einer bis dato ungesehenen Streikwelle für höhere Löhne erfasst.
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