Mit viel Prominenz und einer Menge Vorschusslorbeeren hat der deutsche Halbleiterhersteller Infineon am Dienstag den Baustart für eine weitere Chipfabrik in Dresden gefeiert. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte, Halbleiter seien "das Erdöl des 21. Jahrhunderts" und lobte: "Hier entsteht Deutschlands Zukunft." EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nannte die neue Fabrik eine "enorm wichtige Nachricht" auch für Europa.
Infineon investiert nach eigenen Angaben rund fünf Milliarden Euro in die sogenannte Smart Power Fab; für das Unternehmen aus Neubiberg bei München ist die Fabrik demnach die größte Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte. Der Rohbau soll im Herbst beginnen, die Chip-Fertigung im zweiten Halbjahr 2026 anlaufen.
Unternehmenschef Jochen Hanebeck sagte, mit dem neuen Werk werde Infineon die Nachfrage der Kunden in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts bedienen. "Gemeinsam treiben wir die Dekarbonisierung und die Digitalisierung voran." Es entstünden rund 900 Arbeitsplätze. Die Fabrik werde mit modernster Technik erbaut und werde die "ressourceneffizienteste" der Welt, versicherte er.
Hanebeck dankte dem Bund für die "erheblichen" öffentlichen Fördermittel - vorgesehen ist eine Milliarde Euro. Die EU lobte er für den Chips Act, der nach nur 15 Monaten kurz vor dem Abschluss stehe und "neue Perspektiven" eröffne. Mit dem Chips Act sind staatliche Beihilfen für Investitionen in hochinnovative Fertigungskapazitäten entlang der Halbleiter-Wertschöpfungskette zulässig. Die Produktion von Halbleitern soll damit in der EU bis 2030 massiv gesteigert und die EU damit unabhängiger von Asien werden.
Kommissionspräsidentin von der Leyen sagte, Europa brauche die heimische "Massenproduktion" von Chips - sie steckten in Autos, in Smartphones und Elektrogeräten aller Art, sie kämen bei der Stromversorgung zum Einsatz und in Windrädern, in Schnellzügen sowie in riesigen Rechenzentren. Deshalb seien sie ein "unverzichtbarer Baustein für Europas nachhaltige und digitale Zukunft".
Die Kommission arbeitet ihren Worten zufolge "hart" dafür, dass Europa Zugang zu den nötigen Rohstoffen von morgen hat. "Mit dem Critical Raw Materials Act der Europäischen Union wollen wir sicherstellen, dass die notwendigen seltenen Erden und Rohstoffe in Europa nicht knapp werden." Siliziummetalle etwa seien der am häufigsten genutzte Rohstoff für die Chipherstellung - derzeit dominiere China mit 76 Prozent die weltweite Produktion. Diese Abhängigkeit von einzelnen Rohstofflieferanten sei ein Risiko.
Auch Scholz betonte, Deutschland und Europa dürften beim Zugang etwa zu Halbleitern oder Rohstoffen nicht abhängig von anderen Weltregionen sein. "Was wir brauchen, ist ein kluges, vorausschauendes De-Risking." Der Bau der Smart Power Fab von Infineon sei auch daher eine "hervorragende Nachricht".
Chips seien die Grundlage aller wesentlichen Transformationstechnologien – vom Windpark bis zur Ladesäule. Die in Dresden gefertigten Chips trügen dazu bei, "Arbeitsplätze zu sichern und unsere Industrie – vom Mittelstand bis zum Großkonzern – widerstandsfähiger zu machen."
Der Kanzler blickte auch zurück in das Jahr 1994, als Infineon - damals eine Tochter von Siemens - erstmals in Dresden investierte. Das Werk sei der "Nukleus für Silicon Saxony" geworden, sagte Scholz. Es sei "auffällig und erfreulich", dass auch heute in deutschen Industrieregionen wieder neue Schlüsselindustrien entstünden.
Dresden ist bereits einer der größten Standorte für die Fertigung und Entwicklung von Infineon; dort arbeiten rund 3250 Menschen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen weltweit 56.200 Menschen. Der Umsatz im vergangenen Jahr betrug rund 14,2 Milliarden Euro.
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