Nikhil Kamath ist der jüngste Milliardär Indiens. Er ist ein 34-jähriger Schachmeister, der im Jahr 2000, als er 14 Jahre alt war, die Schule abbrach, um sich auf seine Schachkarriere zu konzentrieren. Das tat er auch ein paar Jahre lang, aber als er 17 Jahre alt war, begann er sich für den Aktienhandel zu interessieren. Im Jahr 2010 gründete er zusammen mit seinem Bruder Nithin Zerodha, ein Discount-Brokerage-Startup. Im Jahr 2019 war Zerodha der größte Aktienmakler für Privatkunden in Indien, und das, ohne einen einzigen Dollar an Fremdfinanzierung zu erhalten. Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der registrierten Nutzer von Zerodha verdoppelt. Das Unternehmen wickelt täglich Transaktionen im Wert von 10 Milliarden US-Dollar ab.
Kürzlich wurden Kamath und eine Reihe indischer Berühmtheiten vom fünffachen Weltmeister Viswanathan Anand zu einem Online-Schachmatch für wohltätige Zwecke herausgefordert.
Erstaunlicherweise schlug Kamath Anand in nur 34 Zügen, was bedeutet, dass Kamath eine Trefferquote von 98,9 % hatte - im Grunde waren 98,9 % seiner Züge identisch mit den Top-Zügen, die die Computer-Schachengines empfahlen.
Als Kamath gewann, sagte er: "Ich hatte extremes Glück."
Kamaths Sieg ist im Grunde übermenschlich. Und unwahrscheinlich. Seine Ergebnisse in Schachpartien, die auf Chess.com gespielt wurden, zeigen ihn mit einer maximalen Effizienz von 10,9 %. Weit weniger erfahrene Spieler haben ihn in nur vier bis 12 Zügen besiegt. Wie konnte er also den fünfmaligen Weltmeister schlagen?
Er könnte geschummelt haben.
Kamath benutzte eine computergenerierte Schachengine, die ihm genau sagte, welche Züge er machen musste.
Das ist eigentlich nicht einmal eine Spekulation. Kamath hat zugegeben, eine Computerschachengine benutzt zu haben. Daraufhin sperrte Chess.com sein Konto.
Im Laufe der Jahre hat Kamath eine Geschichte über sein legendäres Können im Schach erfunden und dem Spiel zugeschrieben, ihm die mentale Stärke gegeben zu haben, um im Geschäftsleben erfolgreich zu sein. Er sagte, er habe sich erst dann der Geschäftswelt zugewandt, als seine Träume, ein Weltklasse-Schachspieler zu werden, sich nicht erfüllten.
Niemand hat je seine Entstehungsgeschichte in Frage gestellt. Aber seine Online-Schachpartien, wie erwähnt, zeigen, dass er oft und schlecht von vergleichbaren Anfängern des Spiels geschlagen wurde.
Im Grunde wusste Kamath, dass die Legende, die er über sich selbst geschaffen hatte, aufgedeckt werden könnte, und er wollte nicht in einem sehr öffentlichen Schachmatch abgeschlachtet werden.
Auf Twitter hat Kamath die Kontroverse weitergesponnen. In einem Beitrag vom 13. Juni schrieb er:
"Es ist lächerlich, dass die Leute denken, ich hätte Vishy wirklich in einer Schachpartie geschlagen. Das ist fast so, als würde ich aufwachen und einen 100-Meter-Lauf mit Usain Bolt gewinnen. Ich hatte Hilfe von den Leuten, die die Partie analysierten, von Computern und von der Gnade von Anand selbst, die Partie als eine Lernerfahrung zu betrachten. Es ging um Spaß und Wohltätigkeit. Im Nachhinein betrachtet war es ziemlich dumm, da mir nicht klar war, welche Verwirrung dadurch verursacht werden kann. Entschuldigung."
Was ist also die wahre Geschichte? Hat Kamath geschummelt? Oder hat Anand zugestimmt, ihn gewinnen zu lassen? Ist dies ein weiterer Fall, in dem er eine Geschichte spinnt, um eine Legende zu schaffen, die für ihn vorteilhaft ist?
Kommentatoren auf seinen Tweet haben geantwortet: "Die Gaslicht-Verteidigung" und "Also ist das Schummeln in einem Live-Stream und das Blamieren einer lebenden Legende Indiens und der globalen Schachgemeinschaft deine Vorstellung von Spaß und Wohltätigkeit? Was für ein Vorbild du bist, Kumpel."
Warren Buffett hat bekanntlich gesagt: "Es dauert 20 Jahre, um einen Ruf aufzubauen und fünf Minuten, um ihn zu ruinieren. Wenn Sie darüber nachdenken, werden Sie die Dinge anders machen." Vielleicht sollte Kamath sich das zu Herzen nehmen.
