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In Lübeck getötete 55-Jährige bat Polizei vor Tat von Sohn mehrfach um Hilfe

Eine am Donnerstagnachmittag in Lübeck getötete 55-jährige Frau hat die Polizei am Tattag aus Sorge um ihren tatverdächtigen Sohn mehrmals um Hilfe gebeten. Dabei habe sie ausgesagt, dass sie wünsche, dass ihr psychisch kranker Sohn in Obhut genommen werde, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in der schleswig-holsteinischen Stadt am Freitag mit.

Den Ermittlern zufolge war der 24-Jährige in dieser Woche wegen einer akuten Fremd- und Eigengefährdung in eine Fachklinik eingewiesen und aus dieser am Mittwochvormittag entlassen worden. Zu diesem Zeitpunkt habe es keine Gründe mehr für eine Unterbringung gegen seinen Willen gegeben. Am Donnerstagvormittag habe die 55-Jährige die Polizei wegen ihres Sohns um Hilfe und um seine neuerliche Einweisung gebeten.

Aus den Befragungen hätten sich allerdings keine neuen Anhaltspunkte auf eine Gefährdung des 24-Jährigen oder seiner Mutter gegeben. Ihr seien daraufhin Hilfsangebote unterbreitet worden, die sie zunächst nicht angenommen habe. Im Tagesverlauf habe sie der Polizei zwei weitere Male ihre Sorge und den Wunsch nach einer Einweisung geschildert. Letztlich habe sie die Hilfe angenommen und einen Termin mit dem Gesundheitsamt vereinbart.

Bevor sie diesen habe wahrnehmen können, sei es zu der Auseinandersetzung zwischen Mutter und Sohn gekommen, bei der die 55-Jährige so schwer verletzt wurde, dass sie noch vor Eintreffen der Rettungskräfte starb. Es sei davon auszugehen, dass die Frau durch stumpfe Gewalt gegen den Kopf starb. Ein Obduktionsergebnis lag noch nicht vor.

Gegenüber den Ermittlern habe der Mann noch keine Angaben gemacht. Es gebe Hinweise darauf, dass er wegen seiner Erkrankung schuldunfähig sei. Ein Ermittlungsrichter ordnete wegen Totschlags eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

Die Tat hatte sich am Donnerstagnachmittag ereignet. Nachbarn meldeten Schreie aus einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Lübecker Innenstadt. Mithilfe der Feuerwehr öffneten die Beamten die Wohnungstür und fanden im Flur die Leiche der 55-Jährigen. Der 24-Jährige hielt sich dort ebenfalls auf.

ald/cfm