Die Hängepartie nach der US-Präsidentschaftswahl geht weiter: Auch drei Tage nach der Wahl vom Dienstag steht noch kein Sieger fest. Der demokratische Kandidat Joe Biden konnte zwar seinen Vorsprung gegenüber Amtsinhaber Donald Trump in Schlüsselstaaten wie Pennsylvania, Georgia und Nevada ausbauen; die US-Sender riefen aber bis zum späten Freitagabend (Ortszeit) keinen Wahlsieger aus, weil die Rennen zu eng waren.
In Pennsylvania hatte Biden zuletzt mehr als 27.100 Stimmen Vorsprung vor Trump, in Nevada mehr als 22.600 Stimmen und in Georgia rund 4400 Stimmen. In Arizona schrumpfte sein Vorsprung, betrug aber immer noch knapp 30.000 Stimmen. Trump wiederum lag im Swing State North Carolina mehr als 76.000 Stimmen vor Biden und war auch in Alaska Favorit.
In allen anderen Bundesstaaten wurden bereits Trump oder Biden als Sieger ausgerufen. Nach jetzigem Stand kommt Biden auf mindestens 253 der 270 Wahlleute, die er für einen Sieg braucht. Wird Arizona hinzugerechnet, wo ihn einige Medien bereits zum Sieger ausgerufen haben, sind es 264. Trump hat derzeit 213 oder 214 Wahlleute sicher.
Ein Sieg in Pennsylvania mit seinen 20 Wahlleuten würde Biden für den Gesamtsieg reichen. Ohne Pennsylvania käme der frühere Vizepräsident mit Arizona (elf Wahlleute) und Nevada (sechs Wahlleute) genau auf die notwendigen 270 Wahlleute-Stimmen und mit Georgia (16 Wahlleute) und Nevada auf 275 Stimmen. In Georgia sollen die Stimmen wegen des sich abzeichnenden äußerst knappen Ausgangs allerdings neu ausgezählt werden.
Die Stimmenauszählung dauert in diesem Jahr wegen der massiven Zunahme der Briefwahl infolge der Coronavirus-Pandemie besonders lange. In den Tagen nach dem Wahl-Dienstag hatte es mehrfach so ausgesehen, als könnten die US-Sender bald einen Sieger ausrufen - dies bewahrheitete sich aber nicht.
Biden hatte ursprünglich für Freitagabend eine Rede auf einer großen Bühne in seiner Heimatstadt Wilmingon im Bundesstaat Delaware geplant. Der Auftritt wurde schließlich aber abgesagt, Biden wollte sich in einem kleineren Rahmen äußern.
Trump hat seit dem Wahltag mehrfach den Sieg für sich in Anspruch genommen und ohne Beweise angeblichen Betrug angeprangert. Der Amtsinhaber wirft den Demokraten vor, ihm die Wiederwahl "stehlen" zu wollen, und will bis vor den Obersten Gerichtshof ziehen.
by JIM WATSON, Brendan Smialowski