Immer mehr Ungediente absolvieren bei der Bundeswehr eine Ausbildung zum Reservisten. Auf Grundlage des seit 2018 laufenden Programms seien bis Ende Juni knapp 930 ungediente Frauen und Männer in die Reserve eingetreten, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums dem Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Samstag. Für 2023 seien noch weitere Ausbildungen geplant.
Nach RND-Informationen hat sich die Zahl der Interessenten 2023 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Zuletzt wollten demnach 482 Zivilisten in diesem Jahr Reservisten werden. Ein Grund dafür sei der russische Angriff auf die Ukraine, nach dem sich die Frage der Verteidigungsfähigkeit in Deutschland ebenfalls neu stellt. Ein Sprecher des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr sagte dem RND, im kommenden Jahr würden auch Bremen und Berlin die Ausbildung anbieten.
Die Ausbildung dauert 164 Stunden und erfolgt auch an der Waffe. Wer sie abgeschlossen hat, wird anschließend regelmäßig zu Wehrübungen eingezogen. Im Ernstfall würden die Reservisten Kasernen bewachen oder Verwundete transportieren. Anerkannte Kriegsdienstverweigerer müssen für die Reservistenausbildung ihre Verweigerung zuvor beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben widerrufen.
Wie die Zahl der Reservisten stieg seit Beginn des Ukraine-Kriegs auch die Zahl der Kriegsdienstverweigerer deutlich an, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei ergab. Demnach gab es 2021 nur 209 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung, 2022 dann aber bereits 1123. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres waren es bereits 672.
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