In immer mehr Bundesländern werden 2G-Optionsmodelle für Betriebe aus den Kultur- und Dienstleistungsbranchen eingeführt. Am Dienstag beschlossen etwa die Regierungen in Berlin, Hessen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg entsprechende Wahlmöglichkeiten für Unternehmer, Niedersachsen stellte sie für die nächste turnusmäßige Anpassung seiner Corona-Verordnung in Aussicht. Die Landesregierung von Baden-Württemberg verankerte am Dienstag zudem präventiv eine obligatorische 2G-Regel bei Veranstaltungen für den Fall von gravierenden Verschärfungen der Coronasituation.
Bei 2G-Optionsmodellen können Gastronomen oder Unternehmer etwa aus der Kultur-, Veranstaltungs- und Sportbranche den Zugang freiwillig auf Geimpfte und Genesene beschränken. Alle Kunden, die lediglich einen Coronatest vorweisen können, dürfen dann nicht eingelassen werden. Im Gegenzug entfallen in der Regel Masken- und Abstandsregeln. Für Kinder und Jugendliche gelten Ausnahmen. In Hamburg gilt das Modell bereits seit einiger Zeit.
In Hessen kann die Regelung nach Angaben von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) bereits ab Donnerstag angewandt werden. In Berlin soll sie voraussichtlich am Samstag in Kraft treten, wie der Senat am Dienstag beschloss. Schon jetzt gibt es dort ein 2G-Modell für Clubs und Diskotheken, die Tanzveranstaltungen in geschlossenen Räumen anbieten sowie für Aufgüsse etwa in Saunen.
In Niedersachsen wird das Optionsmodell mit einer Aktualisierung der Coronaverordnung eingeführt, wie Regierungschef Stephan Weil (SPD) im Landtag ankündigte. Auch in Niedersachsen handelt es sich um eine Erweiterung. Für Diskotheken gibt es die Option bereits. Die Neuerung sei ein "Beitrag zu Normalisierung des öffentlichen Lebens", sagte Weil. Geimpfte hätten das Recht, "ihr altes Leben" wieder uneingeschränkt zu führen. Erwachsene, die sich bewusst gegen eine Coronaschutzimpfung entschieden, müssten hingegen "für die Folgen ihrer Entscheidung einstehen".
Ungeimpften kündigte der niedersächsische Ministerpräsident bei einer erneuten Verschärfung der Coronasituation außerdem weitere Einschränkungen an. Ihnen werde dann erneut ein "schwieriger Herbst und Winter" bevorstehen, weil die Regierung auch weiterhin eine Überlastung des Gesundheitssystems entschieden verhindern werde. Geimpfte würden zugleich von Einschränkungen verschont bleiben, weil von ihnen keine nennenswerte Gefahr mehr ausgehe.
Ähnlich äußerte sich auch der hessische Regierungschef Bouffier. "Die Pandemie entwickelt sich zunehmend zu einer Pandemie der Ungeimpften - deshalb betreffen die weiterhin notwendigen Einschränkungen vor allem sie, während Geimpfte und Genesene davon immer weniger betroffen sind", erklärte er in Wiesbaden.
Die Ankündigungen zu den 2G-Optionsmodellen erfolgten dabei im Rahmen von Beschlüssen über Änderungen an den Warnstufenplänen zur Bekämpfung der Coronapandemie, bei denen neben der Inzidenz künftig auch die Zahl der neuen Krankenhauseinweisungen und der Anteil von Corona-Patienten auf den Intensivstationen als neue Leitindikatoren gelten. Die Bundesländer vollziehen damit eine Änderung im Bundesinfektionsschutzgesetz nach, die vorige Woche beschlossen wurde. Über Details entscheiden sie jedoch selbst.
Baden-Württemberg kündigte in diesem Zusammenhang am Dienstag bereits konkret an, in der dritten Corona-Warnstufe bei vollen Intensivstationen Veranstaltungen des öffentlichen Lebens nur auf Geimpfte und Genesene zu beschränken. Eine Teilnahme für Ungeimpfte wäre dann auch mit Tests generell nicht mehr möglich.
Strengeren Maßnahmen für Ungeimpfte seien keine Strafen, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in Stuttgart. Sie würden zu deren eigenem Schutz ergriffen und verhinderten neue Extremsituationen auf den Intensivstationen. Nichtgeimpfte seien einer zehnmal größeren Gefahr ausgesetzt, mit Covid-19 auf eine Intensivstation zu kommen als Geimpfte.
Rheinland-Pfalz hatte bereits vor wenigen Tagen im Zuge der Einführung des neuen Warnstufenkonzepts eine sogenannte 2G-Plus-Regelung beschlossen. Diese sieht bei steigenden Warnwerten vor, den Anteil von Ungeimpften bei Veranstaltungen oder in der Gastronomie schrittweise immer weiter zu reduzieren, während sich am Zugang für Geimpfte und Genesene parallel nichts ändert.
by Tobias Schwarz