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Immer mehr Geimpfte bekommen Corona! Wie sicher ist der Impfschutz wirklich?

Zuletzt hatten sich auch zahlreiche Personen mit dem Coronavirus infiziert, die bereits vollständig egegn Corona geimpft worden waren. Kein Wunder also, dass diese Nachricht die Verunsicherung bei vielen Bundesbürgern steigen lässt. Doch wie Experten nun erklären, sei dies keinesfalls ein Beleg dafür, dass die Impfungen nicht funktionieren.

Mehr vollständig Geimpfte an Covid-19 erkrankt

Denn auch wenn sich Geimpfte mit dem Virus infizieren, ist der Verlauf der Erkrankung bei ihnen in der Regel deutlich leichter. Denn sowohl das Risiko auf einen schweren Verlauf oder gar den Tod werden durch die Impfungen drastisch gesenkt. Stattdessen müssen sich angesichts dieser Fälle eher diejenigen Sorgen machen, die sich bisher noch nicht impfen gelassen haben. Für die Forscher sind die Ansteckungen von geimpften Personen nämlich keine Überraschung. “Wir wussten von Anfang an, dass die Impfung nicht zu 100 Prozent wirksam ist: Selbst in den Zulassungsstudien hatten sich vollständig Geimpfte infiziert”, verdeutlicht Carsten Watzl, Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung der Technischen Universität Dortmund. Aus diesem Grund sei das Auftreten von Durchbruchsinfektionen auch keine Überraschung. Die gleiche Ansicht vertritt Leif Erik Sander von der Berliner Charité: “Gerade bei einem respiratorischen Erreger, der die oberen Atemwege befällt, sich dort vermehrt und auch von dort weitergegeben wird, ist es schwierig, eine sterile Immunität herzustellen.” Von einer sterilen Immunität spricht man dann, wenn man die Ansteckung als auch die Weitergabe des Virus komplett unterbinden kann.

Robert-Koch-Institut meldet konkrete Zahlen in Zusammenhang mit Impfdurchbrüchen

Seit dem Start der Impfungen im Dezember 2020 bis zum 17. August 2021 hatte das RKI insgesamt 13.360 symptomatische Impfdurchbrüche bestätigt bekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits 48 Millionen Menschen in Deutschland vollständig geimpft worden. Bei einem Teil der Geimpften waren zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keine zwei Wochen nach der 2. Impfung vergangen. Probleme macht allerdings die Erfassung von Ansteckungen geimpfter Personen, die komplett assymptomatisch verlaufen. “Solche Infektionen würden sich nur per Zufall detektieren lassen, weil sich Geimpfte kaum testen lassen”, erklärt Carsten Watzl, der zudem vermutet, dass es auch bei den symptomatischen Infektionen eine Dunkelziffer geben könnte: “Bei Geimpften besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie Symptome nicht mit Corona in Verbindung bringen, deswegen keinen Arzt aufsuchen und sich nicht testen lassen”, ist Watzl sicher. Dabei sei die Anzahl der Impfdurchbrüche ein wichtiger Faktor um festzustellen, wie gut die Impfungen tatsächlich schützen. “Hier sehen wir zwei Dinge: Zum einen, dass die Anzahl dieser Durchbruchsinfektionen immer noch den kleineren Teil der Gesamtinfektionen ausmacht, obwohl die Gruppe der Geimpften den größeren Teil bildet. Und daraus kann man ableiten, dass die Impfung vor der Infektion schützt”, zeigt sich Watzl trotz der aktuellen Zahlen optimistisch. Zudem sei bei den Geimpften ein deutlich milderer Verlauf der Erkrankunk beobachtet worden. “Wir reden in Deutschland von einem Schutz vor symptomatischer Infektion, der zwischen 80 und 90 Prozent und bei schweren Infektionen noch darüber liegt. Das erklärt, warum auf den Intensivstationen fast ausschließlich die Ungeimpften liegen”, gibt Watzl zu bedenken.

Zahlen belegen Schutzwirkungen der Impfungen

Seit dem Beginn der Impfkampagne hatte das Robert-Koch-Institut insgesamt 1.871 Todesfälle in der Altersklasse der 18- bis 59-Jährigen verzeichnet. Allerdings kam es lediglich zu 1 Todesfall einer vollständig geimpften Person in dieser Altersgruppe. “Der einzelne Geimpfte ist gewiss deutlich besser geschützt als ein Nicht-Geimpfter”, ist sich Watzl sicher. Auch Experte Sander sieht ein deutlich geringeres Risiko bei den vollständig geimpften Menschen. Trotzdem sei zu beachten, wie lange die jeweiligen Impfungen zurückliegen und ob die geimpften Personen einer Risikogruppe angehören. Zudem scheint auch das Alter bei den Impfdurchbrüchen eine Rolle zu spielen. “Unter den insgesamt 335 Covid-19-Fällen mit Impfdurchbrüchen, die verstorben sind, waren 279 (84 Prozent) 80 Jahre und älter”, schreibt das RKI in einem seiner Berichte. Damit spiegele sich auch das generell höhere Sterberisiko in diese Altersgruppe wider. Doch es gibt wohl auch Menschen, die lediglich eine schwache immunität entwickeln. Dies sei laut Watzl vorwiegend bei älteren Menschen und Personen mit einem geschwächtem Immunsystem der Fall. “Diese Personen gelten zwar als geimpft und geschützt, haben aber eigentlich einen geringen bis gar keinen Schutz und ein entsprechendes Risiko, bei einer Infektion schwer zu erkranken.” Den Anteil solcher sogenannter “Impfversager” schätzt Watzl unter den älteren Menschen auf vermutlich fünf Prozent.

Sicherheitsmaßnahmen sollten weiter eingehalten werden

Zusammenfassend kommt Watzl zu folgender Erkenntnis: “Der einzelne Geimpfte ist gewiss deutlich besser geschützt als ein Nicht-Geimpfter, dieser wiederum kann sich aber nicht mehr darauf verlassen, geschützt zu sein, weil um ihn herum alle geimpft sind.” Auch aus diesem Grund warnt Experte Sander davor, dass auch geimpfte Menschen das Virus unter Umständen weitergeben können. “Deswegen sollten auch Geimpfte in bestimmten Bereichen wie dem öffentlichen Nahverkehr weiter eine Maske tragen und sich regelmäßig testen lassen, wenn sie in sensiblen Bereichen arbeiten.” Sander vermutet, dass die meisten Menschen in Deutschland bis zum Ende des kommenden Jahres wohl mit dem Virus in Kontakt kommen.

“Entweder wir sind dann geimpft, sodass dieser Kontakt wie eine Impfauffrischung wirkt und wir gar nichts oder nur wenig von der Infektion merken, oder wir sind ungeimpft und haben einen Erstkontakt mit dem Virus – und damit das Risiko, schwer zu erkranken”, zeichnet Sander zwei mögliche Alternativen der Ansteckung auf.

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