Im türkischen Istanbul sind am Sonntag trotz eines Verbots hunderte Menschen bei einer Pride-Parade für die Rechte von LGBTQ-Menschen auf die Straße gegangen. Der diesjährige Marsch ging ohne Zusammenstöße oder Polizeigewalt vonstatten, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP von vor Ort berichteten. Die Organisatoren sprachen von 40 festgenommenen Aktivisten.
Die Protestierenden trafen sich mit Regenbogenflaggen mehrere Stunden vor dem verkündeten Demonstrationsbeginn an zuvor geheimgehaltenen Orten und vermieden den von der Polizei abgesicherten, zentralen Taksim-Platz. So marschierten etwa rund 200 Menschen durch das Istanbuler Nobelviertel Nisantashi.
Im vergangenen Jahr waren bei der Pride-Parade in der türkischen Metropole mehrere hundert Menschen festgenommen worden. Nach einer aufsehenerregenden Pride-Parade in Istanbul im Jahr 2014 mit mehr als 100.000 Teilnehmern hatten die türkischen Behörden die Veranstaltung in den vergangenen Jahren immer wieder verboten, offiziell aus Sicherheitsgründen. Auch in diesem Jahr untersagten sie den Marsch.
Die türkische LGBTQ-Gemeinschaft fürchtet nach der Wiederwahl des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Mai verstärkten Druck. Erdogan hatte in seinem gesamten Wahlkampf gegen LGBTQ-Menschen gewettert. Kaum eine seiner Veranstaltungen ging ohne Angriffe auf Homosexuelle und Trans-Menschen zuende.
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