Das Mate 10 Pro ist das neuste Modell der Mate-Reihe und kommt in wenigen Tagen in den Handel. Was das neueste Flaggschiff der Chinesen kann, erfahrt ihr in unserer Huawei Mate 10 Pro Review.
Gute 2 Wochen habe ich das Mate 10 Pro in meinen Alltag integriert. Hält es, was vollmundig versprochen wurde und was leistet die NPU des Kirn-SoC tatsächlich? Zeit, dass wir diese und weitere Fragen klären.
Technisch gesehen ist das Huawei Mate 10 Pro auf dem neusten Stand der Dinge und verpackt ein 6 Zoll großes Display, in ein Gehäuse, wie wir es sonst von 5.5 Zoll-Smartphones kennen. Dies schafft man mit extrem dünnen Rändern, wie man auch auf den Bildern erkennen kann. So wirkt das Display nicht nur größer, sondern auch wesentlich schicker. Auch die Rückseite beeindruckt. Die Farbe ändert sich je nach Lichteinfall leicht, weshalb auch auf den ganzen Fotos leichte Farbabweichungen möglich sind.
Beim Design setzt Huawei auf abgerundete Kanten auf allen 4 Seiten, auch eine Biegung auf der x- und y-Achse sieht man im Licht. So liegt das Smartphone deutlich besser in der Hand und schmiegt sich gut an. Als optischen Akzent vertraut man auf einen hotizontalen Streifen auf der Rückseite, in dessen Mitte sich die beiden symmetrisch angeordneten Kamera-Linsen befinden. Auch die Sensoren sind symmetrisch angeordnet.
Der Rahmen des Huawei Mate 10 Pro ist aus Metall, die oberste Schicht ist jedoch aus Glas und gleicht sich damit den anderen Herstellern an. Interessanterweise ist es – trotz dünnem Rahmen und USB-C Stecker – auch nach IP67 zertifiziert und damit erstmals wasser- und staubdicht.
Leider ist die Glasrückseite sehr anfällig für Fingerabdrücke, trotzdem sehr hochwertig. Sogar die Bedienelemente auf der Geräteseite sind aus Metall gefertigt. Die Rückseite ist rutschig, weshalb ich zu einer Schutzhülle raten würde.
Der Fingerabdrucksensor sitzt auf der Rückseite unterhalb der Kameralinsen und löst in superschnellen 0,3 Sekunden aus – ohne Entsperranimation. So wird das Display gefühlt schon entsperrt bevor man den Finger aufgelegt hat. Auch mit kleinen Händen lässt er sich gut bedienen.
Standardmäßig ist eine Auflösung von 2160 x 1080 eingestellt. Dieses OLED-Panel ist knackscharf, hat eine detaillierte Wiedergabe und zeigt auch Bilder und Filme sehr kontrastreich. Allerdings sollten direkt zu Beginn die Farbtöne auf “Normal” in den Einstellungen zurück gestellt werden, sonst sehen Früchte oder Farben etwas übertrieben “farbig” aus.
Man kann die native Auflösung von FHD+ auf 1440 x 720 Pixel zurückstellen. So spart man ein wenig Akku, dafür ist die Schrift nicht mehr so scharf. Im Grunde reicht diese Auflösung aber für den Alltag.
Bei der Helligkeit lässt sich das neuste Modell nicht lumpen und kann Werte von durchschnittlich 351 cd/qm vorweisen. In den Abendstunden dunkelt das Mate 10 Pro gut ab, es blendet im Bett also nicht.
Das Huawei Mate 10 Pro wird direkt zum Start mit Android 8.0 Oreo und auch mit EMUI 8.0 geliefert. Der Hersteller hat seinen Versionssprung genutzt, um die eigene Firmware-Version an Googles-Android anzupassen und um keine Verwirrung bei den Kunden zu verursachen.
Eine extrem coole Sache ist der „EMUI Desktop“. Ähnlich wie das Galaxy S8 kann man auch das Mate 10 Pro mit einem HDMI Kabel in einen PC verwandeln. Dafür brauchst du nur ein USB-C zu HDMI Kabel und einen beliebigen Monitor. Weder ein Zwischendock, noch eine Docking-Station wie bei Samsungs DeX wird benötigt – nur das Kabel. Maus und Tastatur per Bluetooth anschließen und fertig ist der Desktop-PC. Richtig Nice! Dabei kannst du das Smartphone als Maus benutzen oder am Monitor einen Film sehen und gleichzeitig auf dem Mate mit deinen Freunden schreiben.
Das Herzstück des neuen Mate 10 Pro ist der neue Octa-Core Prozessor Kirin 970. Dieser ist nicht nur mit 8 Prozessoren und 12 Grafikprozessoren ausgestattet, sondern besitzt auch einen neuen Co-Prozessor. Dieser ist eine NPU (Neural Processing Unit) für die künstliche Intelligenz und sorgt bei bestimmten Aufgaben für einen ordentlichen Schub. Diese NPU soll bis zu 50x schneller Gegenstände, Dinge oder Sachen erkennen können, als es eine CPU oder eine GPU machen kann. Laut Huawei kann das Mate 10 Pro in einer Minute bis zu 2.000 Gegenstände auf Bildern erkennen, während das iPhone 8 Plus 490 und das Galaxy S8 nur knapp 95 Gegenstände erkennt. Man bemerkt also den Leistungszuwachs. Das iPhone sollte man wegen der anderen Software eventuell ausklammern.
Huawei hat auf dem Event auch Verbesserungen für das „Stay Fast“-Projekt angekündigt. So „lernt“ die Software vom Nutzer, welche Programme häufig vom Besitzer genutzt werden und sammelt diese Daten. Der Algorithmus analysiert diese Daten und möchte Geschwindigkeitsbremsen entgegenwirken. Dieses „Stay Fast“ kam bereits beim Mate 9 erfolgreich zum Einsatz und wurde nochmals deutlich verbessert – dank NPU.
Vereinfacht kann man sagen, dass der Nutzer von dieser neuen Technologie erstmal nichts merkt. Nur eben die schnellere Verarbeitung von Bildern, Übersetzungen oder der Priorisierung von Apps.
Telefonieren wird mit dem Huawei Mate 10 Pro dank der NPU acuh deutlich besser. Stell dir vor, du bist am Bahnhof, alles um dich rum ist laut und du redest in normaler Lautstärke. Der Andere versteht dich nicht, weil alles um dich rum so laut ist. Oder du befindest dich in einer Bibliothek und musst flüstern, weil du andere nicht stören möchtest.
In beiden Fällen reguliert die neue NPU die Hintergrundgeräusche und verstärkt die eigene Stimme. Das Gegenüber versteht dich perfekt, was mich regelrecht überrascht hat. Besonders in Bahnhofs- oder Innenstadt-Bereichen mit lauten Hintergrundgeräuschen, ist die Sprachqualität großartig. Huawei nennt diese Software „Easy Talk“.
Die beiden Stereolautsprecher sorgen für einen guten Klang. Bei lauter Musik klingen die Lautsprecher etwas zu hoch und Bässe kommen für meine Ohren zu schwach raus.
Das Huawei Mate 10 Pro ist das erste Smartphone mit dem neuesten Mobilfunkstandard LTE Cat 18, welcher Geschwindigkeiten von bis zu 1,2 GBits unterstützt. Bislang gibt es aber noch keinen Vertrag, mit dem man solche Geschwindigkeiten ausreizen kann. Toll ist es aber, wenn das Smartphone es bereits kann.
Beim Bluetooth darf man sich allerdings mit der Version 4.2 begnügen, Konkurrenz-Geräte haben schon Bluetooth 5.0 On Board. Die Reichweite des Bluetooth beträgt ca 12 Meter. Auf der technischen Seite ist für Sound das Modul aptX bzw aptX HD verbaut und kann dank separaten Audio-Chip auch mit 384k/32 Bit Dateien umgehen.
Das Huawei Mate 10 Pro ist außerdem mit einem Infrarot-Sensor ausgestattet. Damit lassen sich beispielsweise Fernseher steuern. Allerdings sollte das eigene Modell in der hauseigenen Datenbank gelistet sein. Leider habe ich noch keine Möglichkeit gefunden, diese derzeit eingebaute Liste zu erweitern oder anzulegen.
Dank Dual-SIM-Einschub kann man zwei SIM-Karten einlegen und mit beiden Karten gleichzeitig über LTE verbunden sein.
Die integrierte BenachrichtigungsLED lässt sich leider nur ein- bzw. ausschalten. Sicherlich gibt es Apps, die auch die Farbe steuern können, direkt zum Start kann man die Farben jedoch nicht verändern. Wer Sachen ändern möchte, kann auch das Always-On-Display unter Einstellungen im Bereich der Bildschirmsperre nach belieben anpassen.
In der Präsentation hat Huawei ein wesentlich schnelleres GPS versprochen – besonders in unklaren Situationen oder Tunnelfahrten. Im Freiburger Stadttunnel lies ich das Mate 10 Pro gegen das iPhone 7 sowie das Galaxy S7 Edge antreten. Während das Galaxy S7 Edge und das iPhone 7 noch Signal suchten, erkannte das Mate 10 Pro die eingeleitete Richtungsänderung und fuhr in die andere Richtung fort. Das begeisterte mich.
Wie auch beim Vorgänger setzt man hier auf eine Leica-Kamera mit zwei Linsen. Diesmal kommt eine Monochrome-Linse mit 20 Megapixel und ein Farbsensor-Kamera mit 12 Megapixel zum Einsatz. Diese sind mit einer Blende von f/1.6 sehr lichtstark und ermöglichen ordentliche Bilder auch in schwummrigen Bereichen. Der verbaute Laser-Tiefe-Autofokus reagiert sehr flott und stellt den Fokus superschnell und Punktgenau scharf.
Gerade im Vergleich mit anderen Smartphones (insbesondere dem viel umworbenem Pixel 2 XL) hat das Mate 10 Pro eine extrem gute Kamera. Auch im Nachhinein kann man seine Bilder nachbearbeiten und den Fokus an eine andere Stelle setzen. So lassen sich auch unterwegs und im Nachgang ordentliche Resultate erzielen.
Die rückseitig verbaute Kamera kann auch in 4k aufnehmen, allerdings stehen 60fps nur in geringeren Auflösungen zur Verfügung. Der eingebaute, optische Stabilisator gleicht nur Aufnahmen bis zu 1080p mit 30 fps aus. Sprich: Wenn man 1080p mit 60 fps oder 4k verwendet, steht kein Stabilisator zur Verfügung.
Die Kamera auf der Front besitzt 8 Megapixel und lässt das Huawei Mate 10 Pro auch von vorne ordentliche Bilder machen. Schön ist, dass man einen Bokeh-Effekt auch mit der Front-Kamera mit nur einer Linse hinbekommt. Diese ist jedoch keine Leica – was man in kontrastreichen Bildern bemerkt.
Durch die AI kann man im Automatik-Modus direkt auf das Objekt halten und die Software erkennt automatisch – mit einer sehr hohen Genauigkeit – um welche „Sache“ es sich handelt. Fotografierst du gerade dein Essen, wird ein Icon für „Essen“eingeblendet, bei Pflanzen“ ein Symbol für Pflanzen. Sogar ein Extra-Modus für Hunde und Katzen wurde integriert.
Im Hintergrund werden Einstellungen bei der Schärfe oder der Farbwiedergabe vorgenommen. Wer möchte kann über den Pro-Modus mehr aus den Bildern rausholen. Mit der „Großen Linse“ kann man einen besonders starken Bokeh/Blur-Effekt erzielen.
Wenn man Bilder in 20 Megapixeln über den Automatik-Modus aufnimmt, werden diese schnell und scharf aufgenommen. Wer spätabends Bilder macht, sollte ein wenig mit dem manuellen Modus spielen – der Automatik-Modus scheint in schwummrigen Lichtverhältnissen noch ein bisschen überfordert zu sein.
Mit der “Großen Blende” in 20 Megapixel Auflösung bin ich derzeit noch nicht zu 100% zufrieden. So werden Ränder von Gegenständen noch nicht korrekt erkannt und beim manuellen Bearbeiten des Bokeh-Effektes unscharf gestellt. Wenn ich die Auflösung auf 16 Megapixel reduziere und die gleichen Einstellungen vornehme, sind die Ergebnisse besser.
Kleiner Hint: Wenn man eine Person aufnimmt, muss man händisch in den Porträt-Modus wechseln. Schöner wäre es, wenn es automatisch dahin wechseln würde, mit der Möglichkeit es manuell umstellen zu können.
Satte 4.000 mAh fasst der Akku und Huawei verspricht bis zu 2,5 Tage bei normaler Nutzung. Ich habe mir das Teil in den letzten Tagen mal ordentlich zur Brust genommen und bin gut über den Tag gekommen. Trotz Spotify, YouTube-Streaming, Telefonie und WhatsApp. So hatte ich noch gut 35% am Abend übrig. Im Grunde genommen kann man sagen, du kannst mit dem Mate 10 Pro einen Tag lang alles machen, was du magst. Es hält auch die Nacht bis in die Morgenstunden perfekt durch. In der Zwischenzeit musste das iPhone 7 schon das zweite Mal ans Ladekabel.
Wenn du beim Ladevorgang etwas Zeitsparen möchtest, solltest du das mitgelieferte Kabel und Netzteil verwenden. Hintergrund: Die Schnelladetechnik„Huawei Super Charge“ ermöglicht es, binnen 30 Minuten ein Mate 10 Pro auf 60 Prozent aufzuladen. In nur 90 Minuten werden so die vollen 4.000 mAh wieder in den Akku gepresst.
Übrigens: Huawei hat die neue Ladetechnolgie vom TÜV Rheinland zertifizieren lassen, um mit deren Expertise Risiken wie einen Kabelbrand oder Überspannungsschäden effektiv zu reduzieren. Ganz vermeiden lässt es sich allerdings nicht. Verwendet hier am besten nur Marken-Ladegeräte/Kabel oder am besten die eigenen vom Hersteller.
Das Huawei Mate 10 Pro ist eines der besten Smartphones, die 2017 vorgestellt wurden. Besonders die AI das Highlight des Mate 10 Pro kann sich wirklich sehen lassen. Die dünnen Ränder und die Möglichkeit mit zwei SIM-Karten gleichzeitig zu „Surfen“, gepaart mit einem fetten Akku, einer sehr guten Performance und einer leistungs- & lichtstarken Kamera, machen es zum perfekten Allrounder im Jahre 2017.
Disclaimer: Der Testbericht wurde mit der noch nicht finalen Version 115 am 31.10.17 geschrieben. Bis zum offiziellen Release kann sich bei Software und am Akku noch einiges tun.