Im Zeitalter elektronischer Überweisungen und bargeldloser Transaktionen vergisst man manchmal leicht, dass der Wert von "normalem" (also nicht kryptografischem) Geld teilweise auf einer sehr realen Substanz beruht: Gold. Von 1900 bis 1971 unterlagen alle Währungen der Vereinigten Staaten dem Goldstandard. Theoretisch war jeder von der US-Münzanstalt gedruckte Papierdollar durch eine entsprechende Menge an Regierungsgold gedeckt.
Im Rahmen des Goldstandards konnte jeder zu einem Bankschalter gehen und Papierdollar in Gold zum Marktkurs umtauschen. Seit fast 80 Jahren wird ein sehr großer Teil des amerikanischen Goldes im U.S. Bullion Depository, besser bekannt als Fort Knox, als Reserve gehalten. Und obwohl wir 1971 den Goldstandard abgeschafft haben, ist die Vorstellung, dass Goldbarren im Wert von Milliarden Dollar in Fort Knox verstauben, eine verlockende Vorstellung für jedes kriminelle Superhirn.
Fort Knox befindet sich in Fort Knox, Kentucky, an der Kreuzung von Gold Vault Road und Bullion Boulevard. Es wurde 1936 gebaut, um die massiven Goldreserven unterzubringen, die auf eine Anordnung von Präsident Roosevelt aus dem Jahr 1933 zurückgehen.
Die Executive Order 6102 verlangte von allen amerikanischen Bürgern, den Besitz von privaten Goldreserven, einschließlich Münzen, Zertifikaten und Barren, aufzugeben. Die Anordnung machte es im Grunde genommen illegal, diese Gegenstände privat zu besitzen.
Zu dieser Zeit besaß die US-Regierung Gold im Wert von 4 Milliarden Dollar. Als sich alle an die neue Verordnung hielten, war diese Menge auf 12 Milliarden Dollar angewachsen. Da es keinen Platz für das gesamte Gold gab, beschloss die Bundesregierung, einen Teil des für das Militär reservierten Geländes zu übernehmen und einen riesigen Tresorraum zu bauen. Der Bau kostete knapp 600.000 Dollar (etwa 10 Millionen Dollar in heutigen Dollar) und wurde im Dezember 1936 abgeschlossen. Das Gold begann im Januar 1937 einzutreffen.
Der Haupttresor, in dem neben Gold auch Gegenstände aufbewahrt werden, die für die nationale Sicherheit oder die Geschichte der USA als wichtig erachtet werden, ist nur durch eine 20 Tonnen schwere, 21 Zoll dicke Tür zugänglich, die brenn- und bohrfest ist. Die Zugangscodes sind nur einer kleinen Anzahl von Mitarbeitern bekannt, und Besucher haben keinen Zutritt zum Gebäude. Im Inneren des Tresors gibt es mehrere kleinere Tresore, die jeweils eigene Zugangscodes erfordern. Eine spezielle Polizeieinheit, die so genannte United States Mint Police, schützt das gesamte Gelände zu jeder Zeit. Außerdem gibt es umfangreiche Alarmsysteme, Kameras, Mikrofone, Stacheldraht, Minen, Elektrozäune, mehrere Kampfhubschrauber und Artillerie. Sollte ein Angestellter eingeschlossen werden, gibt es einen Fluchttunnel, über den die Öffentlichkeit jedoch nur wenige Informationen erhält.
Die Menge des in Fort Knox gelagerten Goldes hat im Laufe der Jahre geschwankt. Am größten war sie während des Zweiten Weltkriegs, als mehrere europäische Regierungen ihre Goldreserven zur sicheren Aufbewahrung nach Kentucky brachten. Zu dieser Zeit erreichte die Goldmenge in Fort Knox mit 20.205 Tonnen (650 Millionen Feinunzen) ihren Höhepunkt. Ebenfalls während des Zweiten Weltkriegs wurden die Originale der Unabhängigkeitserklärung und der US-Verfassung nach Fort Knox gebracht, ebenso wie die ungarischen Kronjuwelen und eine Kopie der Magna Carta.
Zurzeit befinden sich im Tresorraum 4.578 Tonnen mit 368.000 Standard-Goldbarren zu 400 Unzen. Das entspricht drei Prozent des gesamten Goldes, das jemals in der Geschichte der Menschheit gefunden und raffiniert wurde. Bei einem heutigen Preis von etwa 1.800 Dollar pro Unze hält Fort Knox....
Der Tresor enthält auch eine Reihe seltener Goldmünzen. Die Goldbarren haben einen unterschiedlichen Reinheitsgrad. Einige bestehen zu etwa 90 % aus Gold, da sie aus eingeschmolzenen Münzen hergestellt wurden. Andere sind prägefrisch und bestehen zu 99 % aus Gold.
Interessanterweise ist Fort Knox eigentlich nicht das größte Goldlager in den Vereinigten Staaten. Die Federal Reserve Bank of New York betreibt einen unterirdischen Tresor, der 7.000 Tonnen Goldbarren enthält. Daher hält die Federal Reserve Bank of New York...
Ein Teil dieses Goldes befindet sich im Besitz anderer Nationen und wird treuhänderisch verwaltet. Jeder, der den Film "Stirb langsam" gesehen hat, wird sich daran erinnern, dass die Bösewichte versuchten, das Gold der Federal Reserve Bank in New York mit Hilfe von riesigen Lastwagen und Bautunneln unter der Stadt zu stehlen.
Zwischen Fort Knox und dem Gold in der Federal Reserve Bank in Manhattan befindet sich mehr Gold auf amerikanischem Boden als in jedem anderen Land der Welt. Aber für alle Superkriminellen, die das hier lesen, könnte die Lektion lauten: Vergesst Fort Knox und konzentriert euch auf die Fed in Manhattan. Die doppelte Auszahlung!
