Neue Droge erreicht Deutschland, unsere Kinder sind in Gefahr! Sie werden auf Partys konsumiert, um Glücksgefühle zu erzeugen und die ganze Nacht durchtanzen zu können. In letzter Zeit wurden mehrere Jugendliche ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem sie vergiftet wurden. Ein 13-jähriges Mädchen verstarb mutmaßlich an einer Überdosis, und bei einer 15-Jährigen wurde durch eine Obduktion bestätigt, dass Ecstasy die Todesursache war. Die Polizei warnt insbesondere vor der Variante “Blue Punisher”, die angeblich eine viermal höhere Menge des Wirkstoffs MDMA enthält als üblich.
Laut dem neuesten Drogenbericht der europäischen Polizeibehörde Europol scheint die Bedrohung durch Methamphetamine (Ecstasy) nach einer Phase der relativen Stabilität zuzunehmen. Die Lieferanten für die Bestandteile der Droge sind neben dem Iran und Nigeria vor allem Mexiko und neuerdings Afghanistan. Diese Länder exportieren Chemikalien, Laborausrüstung und “Köche”, die die Pillen herstellen. In Belgien, Tschechien, Polen und den Niederlanden werden die Drogen produziert und an Kunden verschickt, sei es per Post, Auto, Flugzeug oder Zug.
Die BILD-Zeitung hat mit Professor Dr. Rainer Thomasius gesprochen, dem Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Der Mediziner, der seit Jahrzehnten mit jungen Erwachsenen zu tun hat, die Ecstasy konsumieren, stellt fest, dass es neu ist, dass die Droge vermehrt in die Hände von Kindern gelangt. Er stellt die Frage: “Wie kommt sie dorthin?” Seine Theorie besagt, dass die Pillen in einem Zwischenschritt von älteren Personen besorgt werden, die dann zum Dealer gehen. Oftmals sind jüngere Mädchen mit älteren Jungen zusammen, und diese geben die Drogen dann weiter, ohne zu bedenken, dass die Wirkung bei jüngeren Menschen eine völlig andere ist. Laut dem Mediziner ist es wahrscheinlich, dass die “Blue Punisher”-Pille aus Polen stammt, da die Fälle in letzter Zeit ausschließlich in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aufgetreten sind.
Thomasius stellt klar, dass Ecstasy keine neue Droge ist. Sie wurde bereits in den 90er-Jahren konsumiert, und in den 2000er-Jahren erreichte der Konsum sogar epidemische Ausmaße. Doch seit Anfang der 2010er-Jahre ging die Verbreitung zurück und ist größtenteils auf einem stabilen Niveau geblieben. Allerdings ist die hohe Dosierung der Pillen neu! Früher galt eine Stärke von 50 Milligramm MDMA bereits als hoch. Mittlerweile ist die Potenz einiger Ecstasy-Tabletten bis zu zehnmal stärker, so der Mediziner. Auch einige seiner Patienten haben bereits Erfahrungen mit der Sorte “Blue Punisher” gemacht. Der Hauptwirkstoff ist MDMA, dies ist die Kurzform für Methylendioxymethylamphetamin. Es muss nicht unbedingt von hoher Reinheit sein, aber Verunreinigungen spielen bei der Gefährlichkeit der Pillen eine untergeordnete Rolle. Gefährlich ist der Wirkstoff selbst. Das MDMA wird zusammen mit mehlartigen Substanzen zu Tabletten gepresst, ähnlich wie bei Medikamenten. Der Mediziner erklärt weiter: MDMA ermöglicht es den Konsumenten, ihre eigenen Gefühle intensiver wahrzunehmen. Sie fühlen sich anderen Menschen besonders nah und verbunden. Es ist eine Mischung aus Stimulation, Ekstase und Lebensfreude. Die Droge ist beliebt, weil sie vielfältige Wirkungen entfaltet.
Je jünger die Konsumenten sind, desto größer ist die Gefahr! “Die betroffenen Mädchen hatten vermutlich ein niedriges Körpergewicht und ein niedriges Körperwasser-Volumen. Dadurch wirken die Substanzen toxischer als bei Erwachsenen. MDMA greift stark in die Regulation des Herz-Kreislauf-Systems ein. Die Verteilung der Botenstoffe im zentralen Nervensystem ist gestört, das Gleichgewicht gerät durcheinander und es kann zu sehr gefährlichen Komplikationen kommen”, so Thomasius. Kann mir jemand unbemerkt eine Pille ins Glas mischen?
Thomasius erklärt, dass dies unwahrscheinlich ist, da Ecstasy-Tabletten sehr hart sind und sich nicht so einfach in Flüssigkeit auflösen. Im Gegensatz zu Alkohol und Cannabis erzeugt die Droge auch keine körperliche Abhängigkeit. Um eine erneute Wirkung zu erzielen, muss der Serotonin-Speicher des Konsumenten wieder aufgefüllt werden, was in der Regel mehrere Tage dauert. Dadurch wird die Entwicklung einer Sucht blockiert. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet eine informative Website, auf der man sich über Drogen und speziell über Ecstasy informieren kann. Die Website lautet: www.drugcom.de. Darüber hinaus gibt es deutschlandweit Jugendsuchtberatungsstellen, die Informationsmaterialien anbieten. Der Mediziner empfiehlt Eltern, deren Kinder regelmäßig Ecstasy konsumieren, fachlichen Rat einzuholen. Alternativ können sie sich auch an den Haus- oder Kinderarzt wenden, so der Mediziner.