In Beirut schwinden die Hoffnungen, dass einen Monat nach der Explosionskatastrophe im Hafen doch noch Überlebende in den Trümmern gefunden werden könnten. Nachdem High-Tech-Sensoren einen Herzschlag unter den Schuttmassen eines Gebäudes angezeigt hatten, gruben Helfer am Samstag zwar weiter in dem Bereich. "Bisher haben wir nichts gefunden", sagte aber der Chef des Zivilschutzes, George Abou Moussa, der Nachrichtenagentur AFP. Die Aussichten, noch jemanden lebend zu finden, seien "sehr gering".
Aufgeben wollten die Rettungskräfte aber auch nach drei Tagen Suche immer noch nicht. "Wir gehen hier nicht weg, bevor wir nicht durch die Trümmer durch sind, auch wenn ein neuer Gebäudeeinsturz droht", sagte ein Helfer. Der chilenische Spezialist Walter Munoz bezifferte die Chance, doch noch einen Überlebenden zu finden, auf "zwei Prozent".
Die Hoffnung auf Überlebende unter den Trümmern hatte die Einwohner von Beirut elektrisiert. Neben dem Pulsschlag durch einen Spezialsensor hatten Experten auch ein langsames Atmen unter den Schuttmassen ausgemacht. Die Helfer trieben von drei Seiten Tunnel voran, um zu der Stelle zu gelangen. "Mir war nicht klar, dass ich ein Wunder so sehr brauche. Bitte Gott, gib Beirut dieses Wunder, das es verdient hat", sagte der 32-jährige Filmemacher Selim Mourad zu den Sucharbeiten.
Bei der verheerenden Doppelexplosion im Hafen von Beirut Anfang August waren 191 Menschen getötet und mehr als 6500 weitere verletzt worden. Sieben Menschen werden nach Angaben der libanesischen Armee noch vermisst. Die Explosion von rund 2750 Tonnen ungesichertem Ammoniumnitrat richtete massive Zerstörungen in der libanesischen Hauptstadt an, rund 300.000 Menschen wurden obdachlos. Der Libanon war schon zuvor durch Corona und eine Wirtschaftskrise schwer getroffen.
by JOSEPH EID