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Historische Kathedrale in Berg-Karabach durch Beschuss schwer beschädigt

Aserbaidschanische Armee weist jede Verantwortung zurück

Bei den Kämpfen in der Kaukasusregion Berg-Karabach ist nach armenischen Angaben eine historische Kathedrale schwer beschädigt worden. Wie die Regierung in Eriwan am Donnerstag mitteilte, wurde die Kathedrale Christi des Heiligen Retters in der Stadt Schuscha zwei Mal durch aserbaidschanische Streitkräfte beschossen. Beim zweiten Angriff am Nachmittag wurden demnach russische und einheimische Journalisten verletzt, einer von ihnen musste demnach operiert werden.

Die armenische Regierung veröffentlichte auf ihrer Facebook-Seite Fotos von den Schäden an der symbolträchtigen Kirche, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Armenien erbaut worden war. AFP-Reporter berichteten vor Ort von schweren Schäden, im Dach der Kathedrale klaffte ein großes Loch, ein Teil der Metallkonstruktion des Daches war in das Kircheninnere gestürzt, Trümmer lagen in der Kirchen über den Boden verstreut, Kirchenbänke waren umgestürzt.

Aserbaidschan wies jegliche Verantwortung für den Beschuss der Kirche zurück. Dies habe "nicht zu tun mit den militärischen Aktionen der aserbaidschanischen Armee", teilte das Verteidigungsministerium in Baku mit. "Die aserbaidschanische Armee nimmt keine historischen, kulturellen und insbesondere religiösen Gebäude und Monumente ins Visier."

In der erbittert umkämpften, von armenischen Kräften kontrollierten Region sind nach Angaben aus Paris und Moskau allerdings auch pro-türkische Milizen aus Syrien und Libyen im Einsatz. Die Türkei unterstützt Aserbaidschan in dem Krieg mit Waffen und Personal. Russland unterhält gute Beziehungen zu beiden Seiten, gilt aber als die militärische Schutzmacht Armeniens.

Die Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach waren am 27. September wieder aufgeflammt. Beide Seite machen sich gegenseitig für Angriffe auf zivile Einrichtungen und die Zivilbevölkerung verantwortlich. Die genaue Zahl der Opfer ist unklar, doch wurden bereits hunderte Menschen getötet. Zehntausende flohen aus der überwiegend von Armeniern bewohnten Region.

Trotz internationaler Appelle für eine Waffenruhe wurden auch am Donnerstag die Kämpfe fortgesetzt. Beide Seiten erklärten, dem Gegner heftige Verluste zugefügt zu haben. In der Hauptstadt der selbsternannten Republik Berg-Karabach, in Stepanakert, heulten erneut die Sirenen zur Warnung vor bevorstehenden Bombardements.

Die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan liefern sich seit Jahrzehnten einen erbitterten Streit um die Region im Südkaukasus, die mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans.

by ARIS MESSINIS