Nach dem schlechtesten Wahlergebnis seit 1980 gesteht Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Niederlage seiner Partei ein. Von einem Rücktritt ist jedoch keine Rede. Doch hinter den Kulissen wird bereits die Zeit nach Scholz vorbereitet. Wir geht es weiter mit der SPD?!
Kaum hat Scholz gesprochen, tritt SPD-Chef Lars Klingbeil vor die Kameras. Er spricht von einer "Zäsur“ und kündigt tiefgreifende personelle Veränderungen in der Parteispitze an. Sein Ziel: die SPD als "Volkspartei der linken Mitte“ wieder aufzubauen. Die Botschaft ist klar – ein umfassender Neustart steht bevor.
Dann folgt der Auftritt von Verteidigungsminister Boris Pistorius (64), den viele bereits als künftigen Kanzlerkandidaten sehen. Während des Wahlkampfs hielt er sich zurück, ließ sogar einen gemeinsamen Termin mit Scholz sausen. Doch jetzt tritt er entschlossen vor die ARD-Kamera und spricht über "klare Linien“ für die anstehenden Koalitionsverhandlungen – als sei er bereits in der Führungsrolle.
Die Aufgabenverteilung scheint abgestimmt: Klingbeil kümmert sich um die Neuausrichtung der Partei, während Pistorius die strategischen Verhandlungen übernimmt.
Während Scholz noch an seinem Amt festhält, schauen andere bereits nach vorne. "Die Partei entscheidet, mit welchem Team wir in die nächsten Monate und Jahre gehen“, betont Pistorius. Seine Worte lassen wenig Zweifel daran, dass er sich für eine Schlüsselrolle positioniert. Bemerkenswert: Klingbeil hält auf der SPD-Bühne spürbaren Abstand zu Scholz – ein klares Zeichen, dass die Partei sich von ihrem Kanzler abwendet. Die Danksagung an Scholz bleibt Co-Parteichefin Saskia Esken überlassen. "Du hast gekämpft wie ein Löwe“, sagt sie. Doch ob sie selbst und Scholz die angekündigte Neuausrichtung der SPD überstehen werden, ist mehr als fraglich.