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Hilfslieferungen in den Gazastreifen aus Ägypten sollen beginnen

Knapp zwei Wochen nach Beginn des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel sollen am Freitag erste Hilfsgüter den abgeriegelten Gazastreifen erreichen. Die beabsichtigte Öffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen Ägypten und dem Palästinensergebiet wurde am Donnerstag vom staatsnahen ägyptischen TV-Sender Al Kahera News gemeldet. Israel setzte derweil die Bombardierung des Gazastreifens fort - die Hamas meldete mehrere Tote nach einem Angriff auf ein Kirchengelände. US-Geheimdienste veröffentlichten einen Bericht, demzufolge bei dem Beschuss einer Klinik am Dienstag 100 bis 300 Menschen getötet wurden.

Am Grenzübergang Rafah, dem einzigen nicht von Israel kontrollierten Zugang zum Gazastreifen, wurden am Donnerstag durch israelische Luftangriffe verursachte Schäden beseitigt. Die Öffnung war von US-Präsident Joe Biden und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi vereinbart worden. Zuvor hatte Israel, das den Gazastreifen seit dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober komplett abgeriegelt hat, auf Ersuchen Bidens den Lieferungen zugestimmt. Nach den Worten des US-Präsidenten sollen zunächst 20 Lastwagen in den Gazastreifen fahren dürfen. 

Seit Tagen warten laut Augenzeugen "150 Lastwagen in Rafah", die Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen wollen. Auf der anderen Seite der Grenze warteten derweil dutzende Palästinenser und hofften darauf, nach Ägypten zu gelangen.

EU-Ratspräsident Charles Michel wird am Samstag nach Ägypten reisen und angesichts einer möglichen Flüchtlingswelle aus dem Gazastreifen um Unterstützung für das Land werben. "Ägypten braucht Unterstützung, also lassen Sie uns Ägypten unterstützen", sagte Michel, der während seines Besuchs Präsident al-Sisi treffen wird.

US-Präsident Joe Biden rief am Donnerstagabend (Ortszeit) den US-Kongress in einer TV-Ansprache an die Nation eindringlich zu neuen Militärhilfen für Israel und die Ukraine auf. Er kündigte an, dem Parlament am Freitag einen "dringenden Haushaltsantrag" für zusätzliche Hilfen für die beiden Verbündeten zu schicken. Eine konkrete Summe nannte der Präsident nicht, im Raum stehen viele Milliarden Dollar.

Die israelische Armee bombardierte indes den Gazastreifen weiter. Nach Angaben des Innenministeriums der Hamas kamen am Donnerstagabend bei einem Angriff auf das Gelände einer Kirche mehrere Menschen ums Leben, die dort Zuflucht gesucht hatten. Die den Gazastreifen kontrollierende radikalislamische Palästinenserorganisation erklärte, bei dem Angriff auf die griechisch-orthodoxe St. Porphyrius-Kirche in Gaza habe es eine "hohe Zahl von Märtyrern und Verletzten" gegeben und machte Israel verantwortlich. 

Die israelische Armee erklärte auf Anfrage von AFP, ihre Kampfjets hätten ein Kommando- und Kontrollzentrum getroffen, das am Beschuss auf Israel beteiligt sei. Infolge des Angriffs sei eine Mauer von einer Kirche in dem Bereich beschädigt worden. "Uns sind Berichte über Opfer bekannt", erklärte das Militär weiter. Die Armee prüfe den Vorfall. 

US-Geheimdienste veröffentlichten indes einen Bericht, demzufolge bei dem Angriff auf das Al Ahli Krankenhaus in Gaza am Dienstag 100 bis 300 Menschen getötet wurden. AFP konnte den Bericht der Nationalen Geheimdienstdirektion (Odni) der USA am Donnerstag einsehen. 

Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hatte nach dem Vorfall mehr als 470 Todesopfer gemeldet und Israel die Schuld für den Beschuss zugewiesen. Die israelische Armee machte hingegen den Islamischen Dschihad verantwortlich.

Europäische Geheimdienste hatten am Mittwoch erklärt, nicht hunderte, sondern "eher ein paar Dutzend" Menschen seien getötet worden. Auch in dem Dokument der US-Geheimdienste heißt es, dass "Israel das Krankenhaus wahrscheinlich nicht bombardiert hat". Die USA arbeiteten daran, "zu beweisen, dass die Explosion von einer fehlgeleiteten Rakete des Islamischen Dschihad verursacht wurde". Es habe weder Schäden am Hauptgebäude noch Einschlagkrater gegeben, hieß es nach US-Geheimdienstinformationen weiter. 

Die Abriegelung des Gazastreifens und die Bombardements sind Israels Antwort auf den Großangriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem etwa 1400 Menschen getötet und mehr als 200 weitere in den Gazastreifen verschleppt wurden, unter ihnen mehrere Deutsche. Nach Angaben der örtlichen Hamas-Behörden wurden im Gazastreifen inzwischen mehr als 3785 Menschen getötet. Zeitgleich mit der Bombardierung und der Abriegelung des Palästinensergebiets stoppte Israel auch die Lieferung von Treibstoff, Lebensmitteln und Wasser. Laut WHO leben im Gazastreifen rund 2,4 Millionen Menschen unter "katastrophalen" Bedingungen.

kbh/oer