Im zweiten Teil der Dokumentation The Last Dance ist viel von Scottie Pippen zu sehen. Pippen war einer der besten Small Forwards, die je in der NBA gespielt haben. Er wurde zweimal in die Hall of Fame aufgenommen (für seine individuelle Karriere und als Mitglied des Dream Teams), seine Nummer wurde von den Bulls in den Ruhestand versetzt, er war siebenmal All-Star und sechsmal Meister.
In der Dokumentation wurde auch gezeigt, wie Pippen einen Vertrag unterschrieb, der im Nachhinein fast kriminell wirkt. 1991 gaben die Bulls Pippen einen Vertrag über sieben Jahre und 18 Millionen Dollar - weniger als drei Millionen Dollar pro Jahr. Das ist ein unglaublich niedriger Preis für einen der 50 besten Spieler aller Zeiten in der NBA.
In dem Dokumentarfilm erzählte Pippen, wie seine große Familie in Arkansas ohne viel Geld aufwuchs. Die Sicherheit eines Vertrags beruhigte Pippen, so dass er den langfristigen Vertrag unterschrieb, anstatt auf sich selbst zu setzen. Als er den ursprünglichen Vertrag bei weitem übertraf, weigerten sich die Bulls, ihm eine Gehaltserhöhung zu geben. Das führte zu Pippens Abgang, der ein Teil der zu Ende gehenden Bulls-Dynastie war.
Nun, Pippen hat sich immer noch gut geschlagen. In 17 Spielzeiten verdiente er 109.192.430 Dollar. Aber das war vor allem einem Vertrag zu verdanken, den er vor seiner Saison mit 33 Jahren erhielt - die Rockets verpflichteten Pippen für fünf Jahre und 67,2 Millionen Dollar.
Pippen spielte nur eine Saison lang in Houston, bevor er zu den Trailblazers wechselte. Pippen kehrte schließlich nach Chicago zurück und verdiente dort 10 Millionen Dollar für ein Jahr. Und er spielte in dieser Saison nur 23 Spiele!
Stellen Sie sich vor, er hätte diesen langfristigen Vertrag nicht unterschrieben und stattdessen ein paar kleinere Verträge abgeschlossen. So könnte es ablaufen.
Es ist der Sommer 1991. Pippen, 26, hat gerade seine beste Saison hinter sich. Er erzielte im Durchschnitt 17,8 Punkte, 7,3 Rebounds, 6,2 Assists, 2,4 Steals und traf 52 Prozent aus dem Feld. Damals gab es noch keine Höchstgehälter für Spieler; diese wurden erst 1999 eingeführt. Allerdings gab es damals schon die Bird Rights, die es den Teams erlaubten, die Gehaltsobergrenze zu überschreiten, um ihre eigenen Spieler zu verpflichten.
In diesem Szenario nehmen die Bulls Pippen für diese 18 Millionen Dollar unter Vertrag, allerdings nur für drei Spielzeiten. Damit würde er im Durchschnitt 6 Millionen Dollar verdienen, was zu den höchsten in der Liga gehören würde, aber er war ein wertvoller Teil des Teams, das drei Meisterschaften gewann und der Franchise eine Menge Einnahmen bescherte.
Jetzt schreiben wir das Jahr 1994, und Michael Jordan ist im Ruhestand. Pippen wird zum Starspieler der Bulls und unterschreibt einen Zweijahresvertrag, der mit 30 Millionen Dollar dotiert ist. In den Jahren 94-95 ist er der am zweithöchsten bezahlte Spieler und in den Jahren 95-96 der am dritthöchsten bezahlte, weil Jordan mit einem glänzenden, großen neuen Vertrag zurückkehrt.
Damit wären wir im Jahr 1996. Pippen hat in fünf Spielzeiten bereits 48 Millionen Dollar verdient, aber er sieht, was Jordan in finanzieller Hinsicht getan hat, und ist davon fasziniert. Jordan, der gerade eine weitere Meisterschaft gewonnen hat, unterschreibt einen Einjahresvertrag über 30 Millionen Dollar. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was der nächste Spieler verdient - bis Pippen etwas Ähnliches verlangt. Er braucht nicht so viel zu verdienen wie Jordan. 25 Millionen Dollar reichen aus.
Die Bulls gewinnen eine weitere Meisterschaft, und alles ist gut für die Saison 1997-98. Das heißt, bis Bulls-Geschäftsführer Jerry Krause Phil Jackson mitteilt, dass es sein letztes Jahr als Trainer ist, egal was passiert. Jordan, der öffentlich erklärt hat, dass er nicht für einen anderen Trainer spielen wird, erhöht seine Gehaltsforderungen. Wie Jordan erhält auch Pippen eine Gehaltserhöhung von 3 Millionen Dollar, so dass er für seine letzte Saison in Chicago 28 Millionen Dollar erhält. Anstatt der 122. höchstbezahlte NBA-Spieler zu sein, bleibt Pippen auf dem zweiten Platz.
In diesem Szenario gewinnen die Bulls immer noch sechs Titel in acht Jahren und gelten als die größte Dynastie aller Zeiten. Der größte Unterschied: Pippen wird angemessen bezahlt, er erhält 101 Millionen Dollar für sieben Spielzeiten. Das erscheint im Vergleich zu den riesigen Verträgen von heute immer noch niedrig, würde aber eher dem entsprechen, was die Spitzenspieler damals verdienten, vor allem gegen Ende der Dynastie.
Wenn Pippen eine Gehaltserhöhung bekäme, müsste natürlich auch Jordan mehr bezahlt werden, wie wir oben festgestellt haben. Und wenn ihre Preisvorstellungen zu hoch wurden, hätten die Bulls vielleicht keine sorgfältige Dynastie aufbauen können.
Auch so ist es faszinierend, sich zu fragen, was hätte sein können, wenn Pippen auf sich selbst gesetzt hätte.
