In Ruanda ist der Regierungskritiker und Held des international beachteten Films "Hotel Ruanda", Paul Rusesabagina, des "Terrorismus" für schuldig befunden worden. "Er hat eine Terrororganisation gegründet, die Ruanda angegriffen hat, und terroristische Aktivitäten finanziell unterstützt", sagte Richterin Beatrice Mukamurenzi am Montag nach einem Prozess, den Rusesabaginas Anhänger als politisch motiviert anprangern.
Auch die USA und das EU-Parlament hatten Zweifel an einem fairen Prozess geäußert. Der Ex-Hotelier ist als heftiger Kritiker des ruandischen Präsidenten Paul Kagame bekannt.
Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft für Rusesabagina gefordert. Das Gericht muss das Strafmaß indes noch bekanntgeben. Weder der 67-Jährige selbst noch seine Anwälte waren bei der Urteilsverkündung am Montag im Gericht anwesend.
Rusesabagina wird zur Last gelegt, er habe die Nationale Befreiungsfront (FLN) unterstützt, die in den vergangenen Jahren in Ruanda Anschläge verübt haben soll. Er bestreitet eine Beteiligung an den Anschlägen, zählt aber zu den Gründungsmitgliedern der Oppositionsgruppe MRCD. Die FLN gilt als deren bewaffneter Arm.
Bekannt wurde er durch den Film "Hotel Ruanda", der vom Völkermord 1994 in Ruanda handelt. Damals wurden rund 800.000 Menschen getötet, vor allem Angehörige der Volksgruppe der Tutsi. Rusesabagina, damals Direktor des Luxus-Hotels Mille Collines in Kigali und gemäßigter Hutu, hatte während des Völkermords mehr als tausend Menschen das Leben gerettet.
Seit 1996 lebte er in den USA und in Belgien im Exil. Im August vergangenen Jahres wurde er unter ungeklärten Umständen in Ruanda festgenommen, als er aus einem Flugzeug stieg, das seiner Annahme nach im Nachbarland Burundi landen sollte.
by CARLO ALLEGRI