Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat sich besorgt über die hohe Zahl junger Menschen ohne eine berufliche Erstausbildung gezeigt. Das gehöre zu den "schlechten Befunden über den Ausbildungsmarkt", sagte er am Mittwoch im Bundestag zum Berufsbildungsbericht, der zuvor im Kabinett beraten worden war. Demnach gab es nach zuletzt verfügbaren Zahlen 2021 rund 1,58 Millionen 20- bis 29-Jährige ohne Berufsabschluss, bei den 20- bis 34-Jährigen waren es 2,64 Millionen Ungelernte.
Damit stiegen die Zahlen verglichen mit dem Vorjahr an - 2020 betrugen sie jeweils 1,38 Millionen und 2,33 Millionen Menschen. In Zeiten von Arbeits- und Fachkräftemangel sei die Bundesregierung "entschlossen, das zu ändern", sagte Heil.
Zugleich habe der Berufsbildungsbericht die "gute Nachricht" hervorgebracht, dass die coronabedingt zurückgegangene Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze wieder leicht gestiegen sei - wenn auch das Vorkrisenniveau noch unerreicht sei.
Vorgelegt wurde der Berufsbildungsbericht von Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Demnach stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2022 leicht um 0,4 Prozent auf 475.100 - damit lag sie aber noch 9,5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Das Ausbildungsangebot stieg um 1,4 Prozent auf 544.000. Es blieben also 68.900 Ausbildungsstellen unbesetzt, neun Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hob hervor, dass die Betriebe "auch in diesen unsicheren Zeiten" hunderttausenden Jugendlichen mit einer betrieblichen Ausbildung Zukunftsperspektiven aufzeigten. Im IHK-Bereich sei die Zahl neuer Ausbildungsverträge gar um 2,7 Prozent gestiegen. Betriebe und junge Menschen müssten sich in den kommenden Wochen und Monaten nun mit Blick auf das neue Ausbildungsjahr "intensiv für ein wechselseitiges Kennenlernen engagieren", forderte die DIHK.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), das einen zusätzlichen Datenreport zum Berufsbildungsbericht veröffentlichte, warnte, dass das Land auf ein "massives Fachkräfteproblem" zusteuere. Deshalb müssten mehr Jugendliche für die duale Berufsbildung gewonnen werden und diese müsse "flexibler, inklusiver und exzellenter werden". Weitere Potenziale lägen es liegen in der Zuwanderung, aber auch bei jenen, die ihren Beruf wechseln, ihr Studium aufgeben oder ihre Langzeitarbeitslosigkeit überwinden wollten.
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