Die Lage im ostukrainischen Donbas spitzt sich dramatisch zu. Die ukrainischen Streitkräfte setzen alles daran, den Vormarsch der russischen Armee auf die strategisch bedeutsame Stadt Pokrowsk (ehemals 65.000 Einwohner) zu stoppen. Sollte die Stadt fallen, wäre die Schlacht um den Donbas nahezu entschieden. So ist die Lage an der Front:
Seit Monaten rücken die russischen Truppen stetig auf Pokrowsk vor. Während sie im Februar noch 40 Kilometer entfernt waren, beträgt die Distanz nun nur noch acht Kilometer. Doch bevor sie das wichtige ukrainische Logistikzentrum erreichen können, müssen sie zunächst die vier Kleinstädte Hrodiwka, Nowohrodiwka, Selydowe und Myrnohrad sowie umliegende Dörfer erobern. In diesen Gebieten toben aktuell die heftigsten Kämpfe. Mitte August drangen russische Truppen erstmals in Hrodiwka (ehemals 2.400 Einwohner) ein. Doch auch nach drei Wochen dauern die Kämpfe dort unvermindert an. Zuletzt wurde ein ukrainischer Schützenpanzer in einen tragischen Hinterhalt gelockt, wobei mindestens drei ukrainische Soldaten ums Leben kamen.
Am 27. August gelang es den russischen Einheiten, Nowohrodiwka (ehemals 14.000 Einwohner) einzunehmen. Sie haben sich dort festgesetzt, werden jedoch regelmäßig von ukrainischen Drohnen attackiert. Kurz darauf stand auch Selydowe (ehemals 23.000 Einwohner) kurz vor der Eroberung durch die russischen Truppen. Doch die 15. Brigade der ukrainischen Nationalgarde konnte in letzter Minute eingreifen und die russischen Kräfte in heftigen Panzerschlachten zurückdrängen. Derzeit finden die Kämpfe am östlichen Stadtrand statt. Myrnohrad (ehemals 46.000 Einwohner) ist noch nicht von russischen Truppen erreicht worden, aber die Stadt steht unter schwerem Beschuss. Russische Gleitbomben, Artillerie und Raketen setzen die Stadt massiv unter Druck, bisher ohne Erfolg.
Es wird deutlich, dass die russischen Truppen aufgrund des starken ukrainischen Widerstands vor Pokrowsk ihre Angriffsrichtung ändern. Seit Freitag wird die südlich gelegene Stadt Ukrainsk (ehemals 10.000 Einwohner) von russischen Bodentruppen attackiert. Auch der Verlust dieser Stadt wäre ein schwerer Rückschlag für die ukrainische Armee.