Wenige Stunden vor dem Startschuss der UEFA EURO 2020 gibt es bereits einige Probleme. Denn wie es scheint, will ein Land den Fans den Spaß an diesem Turnier nehmen. Durch einen zweifelhaften Sponsorendeal hat Russland nun einen auffällig großen Einfluss auf das Turnier. Und nun scheinen die Russen dank der Sponsorengelder von Gazprom offenbar Entscheidungen bei der Durchführung des Turniers zu treffen, die anderen Nationen offenbar nicht zugestanden werden.
Schon am Mittwoch hatte der russische Fußballverband erreicht, dass die Mannschaft aus der Ukraine kurzfristig das Design ihrer Trikots ändern muss. Diese Entscheidung wurde von der UEFA getroffen. Zudem wird nun bekannt, dass dem kritischen ARD-Sportjournalisten Robert Kempe seine Akkreditierung für die EM am Austragungsort Sankt Petersburg verweigert wurde. Der ARD-Journalist wird also nicht nach Russland einreisen dürfen. Wie es scheint, ist man in Russland wegen Konsequenzen wenig besorgt, was auch an einem zweifelhaften Sponsorendeal der UEFA mit dem russischen Energiekonzern Gazprom liegen dürfte. Der Exklusivvertrag des russischen Unternehmens mit der UEFA war erst vor gut 3 Wochen abgeschlossen worden. Gazprom und die UEFA hatten am 19. Mai darüber informiert, dass man sich auf einen Sponsoring-Vertrag für den “UEFA National Team Football“ geeinigt habe. “Gazprom hat jetzt die Partnerschaftsrechte für die UEFA EURO 2020“, wurde damals bekannt. Wie viel Geld bei dem Deal geflossen ist, will man von Seiten der UEFA nicht verraten. Man beruft sich darauf, den Betrag “aufgrund von Vertraulichkeitsvereinbarungen nicht öffentlich“ machen zu können, erklärte ein Sprecher der UEFA gegenüber der “Bild”-Zeitung. Allerdings dürfte eine Summe im zweistelligen Millionenbereich geflossen sein. Die EM 2016 in Frankreich wurde vom chinesischen Konzern Hisense gesponsert, der damlas 50 Millionen Euro gezahlt hatte.
Und gegenüber dem zahlungskräftigen Vertragspartner zeigt sich die UEFA offenbar großzügig. Denn in der “Gazprom-Arena“ in Sankt Petersburg werden während der EM insgesamt 7 Spiele stattfinden. Lediglich im Wembley-Stadion in London wird eine ähnliche Anzahl an Spielen durchgeführt werden. Dies hatte die UEFA allerdings bereits am 23. April bekannt gegeben und damit rund vier Wochen vor der Unterzeichnung der Verträge mit Gazprom. Laut einem Sprecher der UEFA gäbe es hier jedoch keinen Zusammenhang. Auf der Homepage der UEFA sieht die Sache dann jedoch ganz anders aus: “Sankt Petersburg, wo sich der Hauptsitz von Gazprom befindet, hat die Ehre, vom 21. bis 22. Mai die letzte Etappe der UEFA EURO 2020 Trophy Tour auszurichten. In Sankt Petersburg werden im Laufe des Sommerturniers sieben Spiele ausgetragen.“, können die Besucher der Webseite dort im Augenblick nachlesen.
Anti-Korruptionsexperten sehen den Deal zwischen der UEFA und dem russischen Staatskonzern Gazprom allerdings kritisch. Durch dieses Sponsoring werde gezeigt, “wie autoritäre Regime durch strategische Korruption verschiedene Organisationen diskreditieren. Zuvor haben wir gesehen, wie sich die Kaviar-Diplomatie negativ auf die Entscheidung des Europarats auswirkten. Heute beeinflussen sie die der UEFA“, warnt die Anti-Korruptionsexpertin Alexandra Hopko. “EM-Spiele in der Russischen Föderation auszurichten, ist eine Schönfärberei für das autoritäre und kleptokratische Regime Putins“, meint die aus der Ukraine stammende Expertin. Und scheint recht zu behalten, wie man am Trikotstreit mit der Ukraine sehen kann. Die offizielle Beschwerde der Russen wurde am Dienstag eingereicht, weil sich die russische Delegation an der Aufschrift “Es lebe die Ukraine. Es leben die Helden“ auf der Rückseite der Trikots beschwert hatte. Schon kurz danach forderte man die Ukraine von Seiten der UEFA auf, den Satz “Es leben die Helden” vom Trikot zu streichen. Im Vorfeld hatte bei der UEFA allerdings offenbar niemand ein Problem mit dem Design der Trikots gehabt. Der russische Fußballverband ist ebenfalls mit Gazprom vernetzt. So ist der Vorstand des russischen Fußballverbands Alexander Djukow, gleichzeitig auch der Vorsitzende des Vorstands des Ölkonzerns “Gazprom Neft“, einem Tochterunternehmen von EM-Sponsor Gazprom. Zudem sitzt Djukow seit April auch als Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee. Kein Wunder also, dass man bei der UEFA anscheinend alles tut, um den zahlungskräftigen Sponsoren nicht zu verärgern.
Auch gegen die verweigerte Einreise für den ARD-Journalisten Robert Kempe kann oder will die UEFA nichts tun, wie man durch einen Sprecher gegenüber der “Bild”-Zeitung bestätigte. Die UEFA teile lediglich mit von den russischen Behörden über die Ablehnung zum Antrag der Akkreditierung von Herrn Kempe informiert worden zu sein. “Die UEFA ist nicht in der Lage, eine solche Entscheidung aufzuheben und hat auch keine detaillierten Informationen über die Ablehnung des Antrags zu erhalten“, erklärt der UEFA-Sprecher. In den anderen EM-Spielorten hatte Robert Kempe ohne Probleme seine Akkreditierung erhalten. Der außenpolitische Sprecher der FDP,
Bijan Djir-Sarai, zeigt sich über die Einreiseverweigerung Kempes durch Putins Behörden wenig überrascht. “Man muss immer mit Aktionen dieser Art rechnen, wenn wichtige Ereignisse wie ein Fußballturnier teils nach Russland verlegt werden“, kritisiert Djir-Sarai. “Sowohl die Bundesregierung als auch die UEFA müssen sich hier klar positionieren und für Pressefreiheit einsetzen“, fordert der FDP-Politiker.