Eine Whistleblowerin hat nun Biontech und Pfizer schwere Vorwürfe gemacht. Dabei geht es allem Anschein nach um falsch gelagerten Impfstoff, Probleme mit Laborproben und der nur schleppenden Nachverfolgung von Nebenwirkungen. Alle diese Vorwürfe stammen offenbar von einer ehemaligen Mitarbeiterin eines US-Unternehmens, die Biontech und Pfizer Schlampereien bei der Zulassungsstudie des Corona-Impfstoffs vorwirft. Trotzdem sehen sowohl Experten als auch die Zulassungsbehörden die Wirksamkeit des Impfstoffs als erwiesen an.
In der Fachzeitschrift “The BMJ“ waren die Informationen einer Whistleblowerin veröffentlicht worden, die im Herbst 2020 rund zwei Wochen beim US-Unternehmen Ventavia angestellt gewesen war. Diese Firma hatte im Auftrag des US-Pharmakonzerns Pfizer einen kleinen Teil der Studie durchgeführt, die schließlich zur Zulassung des Impfstoffes geführt hatte. Jetzt wirft die ehemalige Mitarbeiterin Brook Jackson dem Unternehmen Ventavia vor, falsche Impfdaten generiert zu haben. Zu diesem Schluss kommt die ehemalige Mitarbeiterin, weil Laborproben falsch etikettiert, der Impfstoff falsch gelagert und auch Berichten von möglichen Nebenwirkungen bei Ventavia nur schleppend nachgegangen worden sei. Gegenüber der “Bild”-Zeitung ließ Biontech verlauten, dass man den Fall aktuell intern prüfe und die Aussagen der Frau weder bestätigen noch dementieren könne. Das US-Unternehmen Ventavia bestätigt, dass Brook Jackson im September 2020 bei dem Unternehmen gearbeitet habe. Auch dort wolle man die Vorwüre der Frau nun untersuchen. Ventavia hat insgesamt 3 Standorte im US-Bundesstaat Texas. Ventavia war eine von insgesamt 166 Institutionen, die wäherend der Impfstoff-Studie von Pfizer die Teilnehmer betreut hatte. So solle Ventavia für 1.000 der insgesamt etwa 44.000 Probanden zuständig. Dies entspricht gerade einmal 2,3 Prozent aller Probanden.
Auch die US-Arzneimittelbehörde FDA wollte keinen Kommentar zu dem Artikel in der Fachzeitschrift machen, sondern erklärte lediglich in die Daten des Pharmaunternehmens zu vertrauen, die zur Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer geführt hatten. Bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hieß es, man stelle die
Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität des Impfstoffs wegen der Veröffentlichung nicht infrage. Auch Peter Kremsner, vom Institut für Tropenmedizin nimmt zu dem Fall Stellung. Der Mediziner sieht ebenfalls keinen Grund, um an der Qualität der Zulasssungsstudie zu zweifeln. “Das, was die Whistleblowerin aufgedeckt hat, ist ohne Frage unschön“, betont Kremsner, der aber deswegen die Daten nicht infrage stellen will. “Das ist mir einfach zu wenig. Die Impfdaten wurden schon in zahlreichen Studien bestätigt“, erklärt Kremsner seinen Standpunkt. Für die Schlamperei machte Kremsner den Zeitdruck bei der Suche nach einem Impfstoff verantwortlich. Einen ähnlichen Standpunkt vertritt auch Oliver Cornely, der wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Klinische Studien Köln. “Die im „The BMJ“-Artikel geschilderten Fehler schränken die Aussagekraft der Zulassungsstudie des Impfstoffs nicht ein“, verdeutlicht der Experte. Denn in der Praxis habe sich der Impfstoff bewährt. “Wir nehmen kaum geimpfte Personen wegen Covid-19 stationär auf, erkennen also die Wirksamkeit jeden Tag“, fällt Cornely ein eindeutiges Urteil. Trotzdem regte dieser bessere behördliche Kontrollen für die im Zulassungsprozess involvierten Subunternehmen an.