Die Fälle von Hasskriminalität in Bayern sind im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen, bewegen sich aber immer noch auf einem hohen Niveau. Es sei "leider ein hochaktuelles Thema", sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag in München bei der Vorstellung des Lagebild zur Hasskriminalität 2022 in Bayern.
Demnach stieg die Zahl der Straftaten in diesem Bereich von 2019 bis 2021 um rund 20 Prozent auf 1225 an. Zurückzuführen ist der starke Anstieg laut Herrmann vor allem auf die Proteste während der Coronapandemie. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Behörden hingegen einen leichten Rückgang auf 1186 Delikte. Dabei handelte es sich bei fast jedem zweiten Delikt um Fälle von Volksverhetzung, gefolgt von Beleidigungen.
Antisemitische Straftaten erreichten 2021 mit 510 Fällen einen neuen Höchststand. Im vergangenen Jahr gingen sie wieder um etwa 30 Prozent zurück. Mit 353 Delikten bewegen sie sich aber dem Innenminister zufolge "weiterhin auf einem hohen Niveau". Fremdenfeindliche Taten nahmen in den letzten Jahren ebenfalls deutlich zu - von 988 in 2019 auf 1288 in 2020. Im vergangenen Jahr gab es hier demnach wieder einen leichten Rückgang.
Den größten Anstieg gab es laut Lagebild bei den LSBTIQ-feindlichen Straftaten, also gerichtet gegen Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche und queere Menschen: Die Behörden registrierten 2019 noch 29 Fälle, im vergangenen Jahr dann 96 - ein Plus von mehr als 230 Prozent. Ein Grund hierfür dürfte ein geändertes Anzeigeverhalten sein: Das Thema stehe stärker im Fokus der Öffentlichkeit, weshalb sich auch mehr Geschädigte bei der Polizei melden, erklärte Herrmann.
Dies führt demnach auch zu einer hohen Aufklärungsquote. So konnten 2022 rund zwei Drittel der angezeigten Fälle aufgeklärt werden. Die Täter waren dem Minister zufolge in 89 Prozent der Fälle deutsche Staatsangehörige und zu 80 Prozent Männer. Sie handelten dabei überwiegend aus einer rechtsradikalen Gesinnung. Herrmann kündigte an, den Kampf gegen Hasskriminalität weiter verstärken zu wollen. Dieser sei "eine besonders verwerfliche Form von Straftaten".
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