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Haseloff ruft an Jahrestag des Halle-Anschlags zu Zivilcourage auf

"Die Veränderung und Verrohung der Sprache ist ein Warnsignal"

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat aus Anlass des zweiten Jahrestags des Anschlags von Halle vor einer weiteren Polarisierung der politischen Debatte gewarnt. "Die Veränderung und Verrohung der Sprache ist ein Warnsignal", sagte Haseloff am Samstag bei einer Gedenkveranstaltung in Halle. "Der rechtsextremistische Anschlag von Halle zeigt: Wort und Tat sind nicht weit voneinander entfernt."

Haseloff rief zu Zivilcourage auf: "Ziehen wir gemeinsam eine rote Linie des Anstands: Diffamierungen des Anderen müssen wir konsequent entgegentreten." Der versuchte Anschlag auf die Synagoge unterstreiche, wie wichtig es sei, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten und von Generation zu Generation weiterzutragen. "Hierfür haben nicht nur die Schulen Sorge zu tragen, sondern auch die Familien, Freundeskreise, Vereine, Verbände und Parteien", betonte Haseloff.

Der rechtsextreme Attentäter Stephan B. hatte vor zwei Jahren versucht, die Synagoge in Halle zu stürmen und am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, die versammelten Gemeindemitglieder zu erschießen. Der Anschlag scheiterte an der gesicherten Synagogentür und Ladehemmungen der selbstgebauten Waffen, die B. für die Morde konstruiert hatte. Im Anschluss erschoss B. zwei Menschen in der Stadt.

Auf der Anklagebank hatte sich der Täter zu seinem Judenhass bekannt: Er habe weitere Extremisten zu Anschlägen motivieren wollen. Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte B. Ende 2020 zu lebenslanger Haft und Sicherungsverwahrung. Ein Gutachter diagnostizierte bei ihm eine Persönlichkeitsstörung.

by AXEL SCHMIDT