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Harte Kritik am RKI-Papier – Top-Virologe widerspricht Einschätzungen des RKI

Am Montag hatte ein neuer Bericht des RKI für Aufregung gesorgt. Denn offenbar will man von Seiten des RKI an seiner Taktik der Niedriginzidenz festfalten. Allerdings sieht man, dass es auch anders geht. In Großbritannien sinken die Fallzahlen trotz hoher Inzidenzen nun rapide, während in Deutschland die Diskussion um die 7-Tage-Inzidenz weitergeht, die das RKI weiterhin als wichtigsten Faktor für zu treffende Entscheidungen ansieht. Ein Top-Virologe nimmt nun jedoch das Papier der RKI auseinander.

Kritik am Panik-Papier des RKI

Denn offenbar scheint der neue Bericht des RKI wieder einmal auf Panik ausgelegt zu sein. Die Inzidenz müsse weiterhin “Leitindikator“ für die Entscheidungsfindung im Verlauf der Pandemie bleiben, verlangt das neue RKI-Papier. Außerdem wird in dem brisanten Blatt gefordert, dass die Prävention weiterhin höchste Priorität haben sollte. Das RKI kommt zu dem Schluss: : “Die 7-Tage-Inzidenz bleibt daher wichtig, um die Situation in Deutschland zu bewerten und frühzeitig Maßnahmen zur Kontrolle zu initiieren.“ Im Umkehrschluss drohen dann ab Herbst wieder schärfere Maßnahmen bis hin zum Lockdown bei steigenden Inzidenzen. Nachdem der Bericht bereits bei den Bundesländern auf Kritik gestossen war, kritisiert nun auch Epidemiologe Klaus Stöhr das RKI-Papier. Wenn man die Fälle für die Gesamtpopulation so weit wie möglich reduzieren wollte, dann würde man nach Meinung von Epidemiologe Stöhr nämlich “nie in die Normalität kommen“. “Jetzt noch mal im Winter zu sagen, wir wollen auf Teufel komm raus alle Fälle vermeiden, geht an der Realität vorbei“, ist sich der Experte sicher.

Stöhr plädiert für die Beobachtung der Patienteneinweisungen

Stattdessen schlägt Stöhr ein System ähnlich wie in der Schweiz vor, wo sich die Anzahl der in Krankenhäuser und Intensivstationen eingewiesene Patienten mittlerweile als wichtigster Punkt für die Entscheidungsfindung durchgesetzt hat. Laut Stöhr sei Deutschland gut beraten, sich ebenfalls lieber auf diese Fallzahl zu konzentrieren. Zudem müsse man fortschrittlicher Denken. Denn Stöhr ist sicher, dass es in den kommenden Jahren zu einer starken Zunahme von Atemwegserkrankungen kommen wird. Allerdings könne man von Seiten der deutschen Regierung “dann nicht wieder die gesamte Gesellschaft lahmlegen“. Stattdessen müsse man nun einen Plan erstellen, welche Parameter zur Entscheidungsfindung dienen sollen.

Zudem kritisierte Stöhr das Festhalten von Seiten des RKI an einem möglichen Lockdown. Hinsichtlich der fortschreitenden Impfungen sei dieses Thema möglicherweise auch aus rechtlicher Sicht ein Problem, da es dann keine rechtliche Grundlage für einen weiteren Lockdown geben könnte.

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